Nach ihrem schmucken Wahlergebnis vom 11. Oktober steht nun die Wiener SPÖ vor der Qual der Wahl, mit wem sie sich politisch verpartnern soll.

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Grübel, grübel und studier: Wer ist’s, mit dem ich koalier? Nach ihrem schmucken Wahlergebnis vom 11. Oktober steht nun die Wiener SPÖ vor der Qual der Wahl, mit wem sie sich politisch verpartnern soll.

Gewiss ist dabei nur eines: Die FPÖ kommt nicht in Betracht. Erstens hat Bürgermeister Ludwig Blau-Rot, die klassische Farbkombination "Pavianhintern", von vornherein ausgeschlossen. Und Dominik Nepp könnte mit seinem Wahlergebnis höchstens Anspruch auf den Posten eines nicht amtsführenden Klomanns im Wiener Rathaus erheben, was ihm wahrscheinlich selbst zu wenig ist.

Also muss es etwas anderes sein. Auf die Türkisen reagieren die Roten wie eine Katze, die unter fünf Kampfhunden aufgewachsen ist, seither an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und einer Rotte von Pitbulls ansichtig wird. Keine guten Koalitionsvoraussetzungen.

Wer weiß

Die Grünen, natürlich. Selbst dem härtesten sozialdemokratischen Betonkopf schwant inzwischen, dass die Ökologie künftig eine solch bedeutende Rolle spielen wird, dass sich jede Partei, der es da an Glaubwürdigkeit mangelt, ihre Zukunft einrexen kann. Das Problem: Mit der Chemie zwischen Ludwig und Birgit Hebein ist es – ein Euphemismus – nicht weit her.

Mögliche Lösungen: Entweder Hebein marschiert, oder Ludwig erlegt ihr schwere Bußen für ihr Fehlverhalten im Wahlkampf auf und zwingt sie, ein paar Wochen lang dreimal täglich laut hupend mit einem SUV durch den ersten Bezirk zu brettern.

Bleiben die Neos. Christoph Wiederkehr hat bewiesen, dass er ein Netter und Bestrebter ist, und die roten Haberer aus den Flächenbezirken – ein blöder Begriff übrigens, eine Fläche hat schließlich jeder Bezirk – sind angeblich ganz scharf auf Pink. Ein Gran Skepsis wird aber angebracht sein, wenn eine Partei in steter Gegnerschaft zum Neoliberalismus mit einer Partei koaliert, die sich stets für die Sonnenseiten des Turbokapitalismus erwärmen konnte.

Aber wer weiß. Vielleicht bewähren sich die Neos und dürfen die Rathausbeamten dazu verpflichten, ihre unternehmerische Verantwortung stärker wahrzunehmen. Und am 1. Mai gibt es einen rot-pinken Gemeinschaftsaufmarsch unter dem Doppelmotto: Hoch die Internationale Solidarität! Für die sofortige Privatisierung aller Gemeindebauten! (Christoph Winder, 27.10.2020)