(Eine Telefonzentrale. Telefonistin. Telefon läutet. Sie nimmt das Gespräch an.)

TELEFONISTIN: Frauenservice des Bundeskanzleramts, was kann – – hallo …? Hallo …? Was ist denn das für ein Lärm bei Ihnen, ich versteh’ ja gar nichts! Was …? Ach, er is’ das! Verstehe … Jaja, bei manchen ist das leider ein Problem … Anderer Kulturkreis … Aber Sie wissen das sicher selbst am besten … Also, was kann ich für Sie tun …?

Was …? Unterbringen …? Ah nein, das geht leider nicht … Ich kann Sie und die Kinder jetzt unmöglich woanders unterbringen. Kein Platz, verstehen Sie …? Alles voll, ja … Drehen ja die Unsrigen auch ständig durch wegen dem Corona, was glauben Sie, wie ausgelastet wir sind … Was …? Ja, das kann schon sein, dass Sie auch Österreicherin sind, aber sicher noch nicht lang, wenn ich mir Ihren Akzent anschau’, und ich hab’ halt meine – … Was …? Ja, sicher sind wir zum Helfen da, und wir werden Ihnen auch helfen, wenn Sie – … Sie, werden Sie jetzt bloß nicht frech! Weil ich kann auch anders, wenn’s sein muss, ja …? Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal … Und dann beruhigen Sie ihn, und dann schauen wir weiter … Was …? Na, mein Gott, dann tun S’ das halt! Wird ja nicht so schlimm sein, oder …?

(Empört:) Was haben Sie g’sagt …?! Sie, noch einmal sowas, und ich leg’ auf, verstanden …?

(Wieder ruhig:) Gut … Also … Wie gesagt, unterbringen ist nicht möglich, aber wir werden Ihnen vor Ort helfen … Vor Ort, ja … Hören Sie zu … Sie geben mir jetzt Ihre Adresse, und in der nächsten Stunde wird ein Fahrradbote bei Ihnen vorbeikommen, der bringt Ihnen einen Vollvisierhelm und einen Erste-Hilfe-Kasten … Vollvisierhelm, ja … Und einen Erste-Hilfe-Kasten …

(Empört:) WAS?!

(Beendet das Gespräch. Zu sich, wütend:) Frechheit … Statt dass s’ dankbar sind …
(Vorhang)

(Antonio Fian, 23.10.2020)