Auf solchen oder so ähnlichen Müllhalden in Ländern des globalen Südens landet der Plastikmüll dann.

Foto: Bianca Blei

Kuala Lumpur/Wien – Verbotener Handel mit Plastikmüll ist laut einer aktuellen Interpol-Analyse ein boomendes Geschäft weltweit. Greenpeace berichtet aktuell von einem Fall, bei dem 700 Tonnen nicht-recycelbares Material aus Österreich nach Malaysia verschifft worden sei. Demnach liegen der NGO Unterlagen vor, die darauf hindeuten, dass 28 Container mit vermeintlich wiederverwertbaren Plastik den Weg nach Asien gefunden haben.

Laut Greenpeace wurde das Umweltministerium informiert, dieses plane demnach vier Container der Lieferung, die nicht durch den Zoll von Malaysia kamen, für eine genaue Analyse zurück nach Österreich zu bringen. Am Samstag bestätigte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) bereits im Juni informiert worden zu sein.

Unmittelbar darauf habe man erste Ermittlungsschritte bei den beteiligten Unternehmen gesetzt, heißt es in einer Aussendung. Sachverhaltsdarstellungen betreffend die erfolgten illegalen Exporte der Abfälle an die Staatsanwaltschaft und die zuständige Verwaltungsstrafbehörde seien in Vorbereitung. Die Rückholung des illegal ausgeführten Mülls aus Malaysia nach Österreich laufe bereits.

Seit 2019 verboten

Foto- und Videomaterial und Aussagen des Recycling-Unternehmens in Malaysia deuten laut der Aussendung daraufhin, dass der Händler in Asien entgegen der Vereinbarung gemischten nicht-recycelbaren Elektro-Plastikschrott erhielt, der deshalb auf einer Deponie landete. Das Verschiffen von gemischtem, also nicht-recycelbarem und mit Chemikalien belasteten Plastikmüll nach Malaysia ist wie in alle Nicht-OECD-Länder seit 2019 verboten.

Kostenfaktor

Neben den 28 Containern im Jahr 2020 wurden laut den Greenpeace vorliegenden Unterlagen aber auch schon 2019 mindestens elf Container mit Müll aus Österreich nach Malaysia verschifft. Offizielle Meldungen an das Umweltministerium über Transporte von Plastikmüll nach Malaysia gebe es jedoch keine.

Der wirtschaftliche Hintergrund: Fachgerechte Entsorgung oder Verbrennung von Müll in Österreich ist aufgrund von Umweltauflagen und höheren Lohnkosten teuer, laut Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe zwischen 100 und 170 Euro pro verbrannter Tonne. Bei dem aktuellen Fall wären das bis zu 120.000 Euro gewesen. Stattdessen soll offenbar der asiatische Händler die Kosten für Transport und Zoll in der falschen Annahme übernommen haben, das Material recyceln und weiterverkaufen zu können.

Greenpeace fordert strenger Kontrollen

700 Tonnen sind angesichts eines Berichts der EU-Umweltagentur EEA vom Oktober 2019 eine geringe Menger, denn im Jahr 2019 sollen von der EU rund 1,8 Millionen Tonnen Plastikmüll exportiert worden sein. Jedoch wies Greenpeace auf eine Analyse des Forschungszentrums Transcrime für das EU-Projekt "Blockwaste" hin, wonach in Österreich über 50 Prozent der gefährlichen Abfälle vom offiziellen Markt verschwinden würden.

"Der globale Handel mit Plastikmüll ist ein dreckiges Geschäft. Dahinter steckt ein krankes System: Gegenstände wie Plastikverpackungen, Polyesterkleidung oder Elektrogeräte werden hier in Europa für kurze Zeit genutzt. Und dann wird der daraus entstehende Plastikmüll zehntausende Kilometer um den Globus verschifft und in Ländern des Globalen Südens unter widrigen Umständen recycelt oder auf Mülldeponien gekippt, wo er die Natur, Tiere und die Gesundheit der Menschen schädigt. Das muss endlich gestoppt werden", fordert Lisa Panhuber, Konsumexpertin von Greenpeace.

Die Behörden müssten strengere und häufigere Kontrollen durchführen, um sicherzustellen, dass kein europäischer Müll auf Deponien in Ländern des Globalen Südens landet. Letztendlich brauche es gesetzliche Vorgaben, damit Verpackungen, Elektrogeräte und Textilien langlebig, reparierbar und wiederverwendbar sind. (APA, 23.10.2020)