Die Arbeitsmarktbeteiligung ist bei EU-Bürgern deutlich höher als bei Geflüchteten.

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Wien – Flüchtlinge weisen eine deutlich geringere Arbeitsmarktbeteiligung als Zuwanderer aus Drittstaaten und EU-Bürger in Österreich auf. Das geht einer von Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) vorgelegten Analyse hervor. Vor allem bei Tschetschenen ist die Erwerbsbeteiligung sehr gering. Männliche Flüchtlinge sind im Schnitt drei Mal häufiger erwerbstätig als Frauen.

Die Corona-Arbeitslosigkeit ist bei EU-Bürgern allerdings stärker angestiegen als bei Geflüchteten, wie DER STANDARD berichtete.

Laut der Analyse von "Synthesis Forschung", die zwischen März und August diesen Jahres durchgeführt wurde, arbeiten unter Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und Russland –Tschetschenen –, die 2016 nach Österreich kamen, nur 22 Prozent. Wobei 30 Prozent der Männer und nur elf Prozent der Frauen am Arbeitsmarkt teilhaben.

Erwerbstätigkeit steigt mit der Zeit

Bei 2015 zugewanderten arbeiten 37 Prozent, bei einer Geschlechter-Ratio von 46 und 13 Prozent. Für 2007 angekommene liegt die Erwerbsbeteiligung bereits bei 64 Prozent und für 2000 angekommene bei 72 Prozent.

Deutliche Unterschiede zeigen sich in der Analyse mit Blick auf die Herkunftsländer. Unter Tschetschenen, die 2016 nach Österreich kamen, waren nur fünf Prozent Teil der Erwerbsbevölkerung. Aber auch hier zeigt sich, dass die Teilhabe am Arbeitsmarkt steigt, je länger die Geflüchteten im Land sind. 16 Prozent der 2015 angekommenen Tschetschenen war Teil der Erwerbsbevölkerung, sowie 44 Prozent der 2007 angekommenen.

Frauen seltener erwerbstätig

Bei Zuwanderern aus der Türkei und Bosnien-Herzegowina lag die Erwerbsbeteiligung 2016 hingegen schon bei 71 Prozent, bei EU-Bürgern bei 87. "Wir sehen, dass die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen eine herausfordernde Aufgabe ist, die meist nicht von heute auf morgen funktioniert, sondern Jahre dauert und Anstrengungen von allen Seiten braucht", meinte Raab dazu.

Besonders Frauen aus bestimmten Herkunftsländern seien traditionell selten erwerbstätig und hätten dadurch nur wenig Kontakt mit der österreichischen Gesellschaft. Eine jüngst publizierte Studie des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) zeigt jedoch, dass besonders geflüchteten Frauen in Österreich ein beruflicher Abstieg droht – DER STANDARD berichtete.

Laut Ministerin Raab sei vorrangig, weiterhin an den Deutschkenntnissen zu arbeiten und insbesondere Frauen auf dem Weg in die Unabhängigkeit zu stärken. (APA, 24.10.2020)