HochBROTzentig ist Aschauers Brotka.

Foto: Aschauer

Es ist eine der lukullischen Grundregeln im fernen Russland: Kwass am Morgen, Vodka am Abend. Während der Abend also durchaus hochprozentig geprägt ist, startet man mit einem leichten alkoholischen Kultgesöff in den Tag. Altes Brot dient als Grundlage für den Kwass, der mit Hefe, Zucker und Gewürzen angesetzt wird und mit einem Alkoholgehalt zwischen 0,5 und 1,44 Prozent für viele Russen quasi ideal als "Zündkerze" für den restlichen Tag zum Frühstück passt.

Brenna tuat’s guat

Doch warum in die Ferne schweifen, wenn die gute Braukunst doch fast so nahe liegt? In der kleinen Mühlviertler Ortschaft Pabneukirchen hat sich nun ein junger Bäcker vom altbekannten Motto "Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps" verabschiedet und sich ausreichend Gedanken über die tägliche Lebensmittelverschwendung – in Österreich landet jedes fünfte Brot auf dem Müll – gemacht. Das Ergebnis findet sich nun, fein abgefüllt, in einem kleinen Schauraum direkt im Traditionsbetrieb der Familie Aschauer am Marktplatz. Denn dort, wo sich bislang nur Laib an Laib reihte, stehen heute "Brotka", "Brotginsky" und "Brotuzo". Für Juniorchef Moritz Aschauer war das eigene Brot nämlich eindeutig zu schade für den Müll – und der 23-Jährige rief kurzerhand "hochBROTzentig" ins Leben.

Die Basis für die feinen Destillate bildet das getrocknete und zerkleinerte Altbrot. Die Brösel verfrachtet Moritz Aschauer dann zur niederösterreichischen Destillerie Farthofer. Einmal eingemaischt, folgt die hohe Kunst des Brennens. Um etwa beim Brotka Kristallklarheit zu schaffen, muss der Brotbrand 50-fach destilliert werden.

Aschauer geht es auch darum, Lebensmittel nicht einfach wegzuwerfen.
Foto: Aschauer

"In Österreich werden pro Jahr rund 577.000 Tonnen Lebensmittel verschwendet. Umgerechnet rund 380 Semmeln pro Kopf und Jahr", schildert Aschauer im STANDARD-Gespräch die Beweggründe für sein "Upcycling"-Projekt.

1200 Kilogramm Altbrot braucht es für 1200 Halbliter-Flaschen. "In gut zwei Monaten haben wir diese Menge beisammen", erzählt Aschauer, der an der Fachhochschule Wiener Neustadt Campus Wieselburg Produktmarketing und Projektmanagement studiert.

Zuerst Spinnerei

Und auch die eigentliche Idee, sich neben dem Backen dem flüssigen Brot zu widmen, hat universitären Ursprung. Aber nicht etwa ein Mensafest mit Gin-Begleitung zu später Stunde. Vielmehr sprang der Funken zwischen Moritz Aschauer und dem Brenner bei einem Video über die Gin-Produktion über. Aschauer: "Und ich bin einfach so ein Typ, der sich nicht so schnell von einer Idee abbringen lässt. Und setze meine Spinnereien im Kopf gerne in die Realität um."

Einverstanden, dass der Junior gerne kontrolliert ins Glas schaut, sind übrigens auch Papa Gerhard und Mama Hermine: "Wir wären nie auf die Idee gekommen, aus Altbrot Gin zu produzieren. Aber die Idee vom Buam ist gut." (Markus Rohrhofer, 24.10.2020)