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In Portland geriet die Situation während der Black-Lives-Matter-Proteste wiederholt außer Kontrolle

Foto: AP

Biometrische Gesichtserkennung ist keine unerreichbare Technologie mehr, auch Privatpersonen können immer einfacher von ihr Gebrauch machen. Gezeigt haben das bisher Unabhängigkeitsaktivisten in Hongkong. Bereits im Juli 2019 verwendete der Demonstrant Colin Cheung diese Software gegen die örtliche Polizei – nach einem Facebook-Posting über sein Projekt wurde Cheung jedoch verhaftet. Nun entwickelt auch ein Black-Lives-Matter-Aktivist in den USA ein Gesichtserkennungstool, das Demonstranten vor Polizisten, die ihre Identität nicht preisgeben, schützen soll.

Heftige Proteste in Portland

In Portland zog es im Laufe des Jahres wiederholt Menschen auf die Straßen, die gegen Polizeigewalt und Diskriminierung von Afroamerikanern protestierten. Dabei kam es wiederholt zu Ausschreitungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und der Polizei.

Im Sommer erlaubten Führungskräfte der örtlichen Polizei den Beamten, ihre Namensschilder mit Identifikationsnummern zu verdecken. So soll laut der Oregon-Polizeistelle die Sicherheit der Einsatzkräfte und ihrer Familien gewährleistet werden. Diese Methode wird jedoch von Menschenrechtsaktivisten kritisiert, da eine lange Identifikationsnummer von Betroffenen nicht einfach wiederzugeben ist, wenn diese eine Beschwerde einreichen wollen. Das sei der Anlass für Programmierer und Menschenrechtsaktivist Christopher Howell gewesen, neue Wege für die Identifikation von Polizisten zu finden: Gesichtserkennungssoftware.

Tausende veröffentlichte Bilder

Howell zufolge ist es heutzutage relativ einfach geworden, eigene Gesichtserkennungstools zu erstellen. Grund dafür sei die Verfügbarkeit von hochwertiger Bilderkennungssoftware. So nutzte der Menschenrechtsaktivist die von Google bereitgestellte Plattform "Tensor Flow", eine Open-Source-Plattform, mit der Modelle für maschinelles Lernen erstellt werden können. Die technischen Prozesse müsse Howell daher nicht "neu erfinden".

Ein schwierigeres Problem sei hingegen, Bilder der Polizisten in einer hohen Auflösung ausfindig zu machen. Diese werden benötigt, um die automatisierte Identifikation zu ermöglichen. Nachdem er die Namen einiger Polizeibeamten in Portland auf der Webseite der Stadt ausfindig gemacht hatte, sammelte er zugehörige Fotos der Personen aus Zeitungsartikeln und sozialen Medien. Auf Facebook wurde Howell besonders fündig. "Hier sind sie alle beim Grillen oder was auch immer, manchmal in Uniform", sagte Howell zur "New York Times".

20 Prozent der Polizei erkannt

Howell zufolge befindet sich das Gesichterkennungstool noch in der Entwicklung, zurzeit sei es jedoch in der Lage, 20 Prozent der Polizeibeamten in Portland zu erkennen. Öffentlich zugänglich ist das Programm noch nicht, einem Bekannten Howells konnte die Software jedoch bereits dabei helfen, die Identität eines Polizisten zu bestätigen.

In Portland gilt seit September ein neues Gesetz, das die Verwendung von Gesichtserkennungssoftware für Polizei, Unternehmen und staatliche Einrichtungen verbietet. Privatpersonen, wie Howell, sind zurzeit von der Regelung ausgenommen. Ob der 48-jährige Programmierer sein Tool öffentlich zugänglich machen wird, ist ungewiss. Laut ihm könnte die Veröffentlichung des Werkzeugs dieses, dem neuen Gesetz zufolge, illegal machen. Bevor das Gesichtserkennungstool für andere Aktivisten zugänglich gemacht werden könne, bedarf es daher einer genaueren rechtlichen Beratung, so Howell. (red, 24.10.2020)