Eines der Opfer des Bombenanschlags in der Provinz Ghazni. Allein in der vergangenen Woche wurden 50 Menschen bei Angriffen in Afghanistan getötet.

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Kabul – Bei einem Selbstmordanschlag sind in der afghanischen Hauptstadt Kabul viele Schülerinnen und Schüler getötet worden. Mindestens zehn Personen seien ums Leben gekommen und 20 weitere verletzt worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Samstag.

Der Vorfall ereignete sich demnach in einer Gasse neben einem Bildungszentrum im westlichen Stadtteil Dasht-e Bartshi. Die Jihadistengruppe Islamischer Staat bekannte sich auf dem Internet-Kanal Telegram zu dem Selbstmordanschlag.

Anschlag in Ghazni

Auch in der Provinz Ghazni wurden neun Zivilisten bei einem Bombenanschlag getötet. Außerdem seien vier Polizisten durch die Explosion der am Straßenrand deponierten Bombe verletzt worden, teilte ein Sprecher der regionalen Polizeibehörde am Samstag mit. Er machte die radikalislamischen Taliban für den Anschlag verantwortlich.

Die Straßenbombe sei gegen 10.30 Uhr in dem Moment explodiert, als ein Omnibus vorbeigefahren sei, sagte ein Sprecher des Gouverneurs von Ghazni der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Todesopfern waren demnach drei Frauen.

Gewalt trotz Friedensgespräche

Trotz der Friedensgespräche, die die Taliban und die afghanische Regierung derzeit in Kabul führen, hat die Gewalt in Afghanistan zuletzt wieder erheblich zugenommen. Die Taliban nutzen die Anschläge als Druckmittel in den Verhandlungen. Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, warnte diese Woche vor einer Gefährdung des Friedensprozesses durch die Gewalt.

Am Freitag meldete Amnesty International, dass allein in der vergangenen Woche in Afghanistan mindestens 50 Menschen bei Angriffen getötet worden seien. Die Menschenrechtsorganisation beschuldigte die Konfliktparteien, die Zivilbevölkerung nicht ausreichend zu schützen.

Kritik an Regierungseinsatz

"Die Welt muss sich aufrichten und zur Kenntnis nehmen: Täglich werden afghanische Zivilisten abgeschlachtet", sagte Omar Waraich, Südasien-Koordinator bei Amnesty. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Schutz der Zivilbevölkerung "zu einer Kernforderung für ihre Unterstützung des Friedensprozesses zu machen".

Kritik hatte es diese Woche auch an den afghanischen Behörden gegeben, nachdem am Mittwoch bei einem Luftangriff der Armee in der nordöstlichen Provinz Takhar elf Kinder getötet worden waren. Die Regierung in Kabul wies die Kritik zurück und erklärte, alle Getöteten seien Taliban-Kämpfer gewesen. (APA, 24.10.2020)