Libanesische Armenier protestieren vor der türkischen Botschaft in Beirut gegen die Einmischung der Türkei in den Konflikt.

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Baku/Eriwan/Stepanakert – Trotz einer neuen Feuerpause gehen die Gefechte in dem Konfliktgebiet Bergkarabach im Südkaukasus unvermindert weiter. Die Behörden der Bergregion meldeten Dienstagfrüh einzelne Kämpfe entlang der Frontlinie. Das bestätigte auch das aserbaidschanische Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Baku und sprach davon, dass die gegnerische Seite weiter zurückgedrängt worden sei.

Das armenische Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Eriwan hatte zuvor mitgeteilt, dass die von armenischen Soldaten besetzte Stadt Kubadli von Aserbaidschan zurückerobert worden sei.

Waffenruhe hielt nicht lange

Am Montag war eine neue Waffenruhe unter Vermittlung der US-Regierung in Kraft getreten. Sie hielt allerdings nicht lange. Das war bereits der dritte Anlauf innerhalb von zwei Wochen, der scheiterte. Armenien und Aserbaidschan gaben sich gegenseitig die Schuld dafür. Der armenische Regierungschef Nikol Paschinian schrieb in der Nacht auf Dienstag auf Twitter, dass die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft um eine Waffenruhe gescheitert seien.

Die Gefechte um Bergkarabach dauern bereits seit Ende September an. Aserbaidschan hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über das bergige Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern verloren. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Aserbaidschan kann sich in dem Konflikt auf seinen "Bruderstaat" Türkei stützen. Russland ist Schutzmacht Armeniens.

Unterdessen hat der Leiter der international nicht anerkannten Region Bergkarabach, Araik Arutjunjan, den Oberkommandierenden ausgewechselt. Der Generalmajor habe sich verletzt. Arutjunjan sagte, er sei sich sicher, dass seine Truppen mit der neuen Führung "größere Erfolge" erzielen könnten. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev schrieb bei Twitter, in den von seinen Streitkräften "befreiten Gebieten" würden alle Zerstörungen dokumentiert. Armenien solle für "Kriegsverbrechen" zur Rechenschaft gezogen werden. (APA, 27.10.2020)