"Hey, cool, ein Autohaus mitten in der Stadt! Wo kann ich da ein Auto kaufen?" Das, erzählt Shopleiter Christian Plamenig bei unserer Visite, sei vielfach die erste Reaktion des hier hereinströmenden Publikums. "Hier" ist der "Mooncity Vienna E-Mobility Pop-up-Store" (Fällt Ihnen was auf? Kein einziges deutsches Wort darin, nicht einmal Wien) in der Mariahilfer Straße 53, gegenüber dem Gerngroß, früher war in dem Bau einmal ein H&M, seit ein paar Wochen und bis Jahresende gibt die Mooncity ihr viel beachtetes Gastspiel.

Und nein, so Plamenig nach kleiner Kunstpause, Autos könne man hier nicht kaufen. Es gehe vielmehr darum, dem Publikum die wichtigsten Themenfelder rund um die Elektromobilität – neben den Fahrzeugen auch die Ladeinfrastruktur – kompetent zu vermitteln.

Gleich eingangs in der Mooncity Wien sind diese beiden VW ID.3 zu sehen, gefolgt von den Elektromobilen der anderen Konzernmarken.
Foto: Stockinger

Gemeint ist nicht irgendeine E-Mobilität (ja, das kann man auch auf Deutsch schreiben), sondern die aus dem VW-Konzern auf uns zukommende. Die Porsche Holding in Salzburg hat sich Ende 2019 zu dem Umfeld die Eigenmarke "Moon" zugelegt und dazu in der Zentrale eine erste Dauer-Mooncity errichtet, um den Mobilitätswandel und die davon betroffene Klientel handfest didaktisch zu begleiten. Quasi Mondbasis Alpha im Mare Sterneck. Demnach ließe sich das temporäre Wien-Projekt als Mondbasis Beta im Mariahilfer Krater apostrophieren.

Salzburg ist laut Gregor Waidacher, Spiritus Rector und Mooncity-Markensprecher, als "Ort des Dialogs" gedacht, folglich finden dort hauptsächlich Tagungen zum Themenkreis statt.

Jedenfalls, dass man sich mitten in die auch in Corona-Zeiten stark frequentierte Einkaufstraße gesetzt hat, bewirkt, anders als in Salzburg, beachtliche Frequenz. Pamenig: "Unser stärkster Tag bisher war ein Samstag, mit über 1000 Besuchern", und Andreas Martin, Geschäftsführer Porsche Media & Creative, ergänzt: "Über 10.000 haben schon bei uns reingesehen, das Interesse ist enorm." Überdies: "Wer hier herkommt, ist vielfach vorinformiert." Zufällige Laufkundschaft? Selten.

Ladeinfrastruktur: Unter der Marke Moon bietet die Salzburger Porsche Holding ein breites Portfolio und Beratung an. Das Interesse ist groß.
Foto: Stockinger

Gleich am Eingang wird man freundlich von durchwegs jungen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bewillkommnet, hoppla, habe ich doch glatt verabsäumt, mir den Corona-Maulkorb umzubinden, Entschuldigung, und der Blick fällt rechts auf zwei VW ID.3.

Regel mit Ausnahme

Es seien ausschließlich Elektrofahrzeuge ausgestellt, berichten die beiden Herren weiter – mit einer Ausnahme: Bei Cupra sei nicht der kommende El Born zu sehen, sondern der Formentor, das erste eigenständige Fahrzeug der Seat-Submarke. Dessentwegen, erzählt Martin schmunzelnd, sei aber beispielsweise extra ein Herr aus Graz nach Wien in die Mooncity angereist, er wollte das Auto unbedingt sehen.

So sieht sie von außen aus, die Mooncity in der Mariahilfer Straße. Der Andrang ist enorm, weit mehr als 10.000 Besucher wurden bisher gezählt.
Foto: Stockinger

Auf rund 1.00 Quadratmetern erstreckt sich dieses "Erlebniszentrum für E-Mobilität und Ladeinfrastruktur", auf der längsrechteckigen Grundfläche im Parterre folgen hinter den IDs der Audi e-tron Sportback (demnächst auch: Q4 e-tron), die Studie Škoda Vision E (soll im November vom Serienmodell Enyaq ersetzt werden), bei Seat sind es Mii, Mó E-Scooter 125, E-Roller. Und ganz hinten, das Highlight natürlich: Porsche Taycan.

Großes Interesse gibt es auch am Thema Ladeinfrastruktur und Energiemanagement, hier setze man, so Plamenig, auf professionelle Beratung. In der Mondstadt Wien wurde dazu das gesamte unter der Marke Moon angebotene Ladeportfolio aufgefahren, von der kleinen Wallbox bis zum 100-kW-Lademonster. Es sei für jeden individuellen Bedarf gesorgt.

Das Highlight der Ausstellung und ein wohliges Erinnern an vergangene Testfahrten: Porsche Taycan.
Foto: Stockinger

Wenn schon keine Autos zu kaufen sind, dann aber alles rund um die Konzernmarken: Die via Rolltreppe zu erreichende erste Etage gilt dem Aspekt Freizeit/Lifestyle, wer will, kann sich mit diversen Accessoires versorgen, auch eine Kinderecke wurde installiert – doch merkwürdig, es verirrt sich kaum wer herauf, das Publikum bewegt sich fast ausschließlich unten. Vielleicht sollte man oben eine kleine Kaffeebar installieren, wäre gleich geselliger. Daran sei bereits gedacht, verraten Martin und Plamenig.

Wie geht es weiter? Waidacher bestätigt, dass der VW-Konzern sich all diese Aktivitäten interessiert ansieht und schließt die Realisierung einer weiteren Mooncity nicht aus, eventuell sogar im Ausland. Und wer weiß, vielleicht zur Jahrhundertwende dann eine auf dem Mond. (Andreas Stockinger, 3.11.2020)