Die RIAA will verhindern, dass die Nutzer mit Tools wie Youtube-dl Videos von Googles Plattform herunterladen können.

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Einst war die Recording Industry Association of America (RIAA) so etwas wie der Erzfeind für Netzaktivisten. Mit umstrittenenen Rechtsauslegungen versuchte man allen Formen von Musiktausch den Garaus zu machen. Doch die Musikpiraterie ist in den vergangenen Jahren angesichts der Beliebtheit von Streaming-Diensten stark zurückgegangen und damit ist es auch rund um die RIAA wieder ruhiger geworden. Nun mach der Branchenverband aber wieder von sich redeen, und zwar in einer Manier, die an frühere Jahre erinnert.

Löschung

Die RIAA hat bei der Code-Plattform Github insgesamt 18 Projekte löschen lassen, die alle eines gemeinsam haben: Sie drehen sich um Youtube-dl, ein Tool mit dem Videos von Googles Videoplattform – und anderen ähnlichen Diensten – heruntergeladen werden können.

Durchaus interessant ist dabei die Argumentation, mit der die RIAA diese Maßnahme erzielt hat. So wirft man Youtube-dl vor, ein Tool zu sein, dass das "klare Ziel verfolge, technische Schutzmaßnahmen gegen die Weiterverbreitung von Musikvideos und Tonaufnahmen auszuhebeln". Entsprechend hält man bereits die Verbreitung des Quellcodes, wie er auf Github passiert, für illegal. Es geht also weniger um das Kopieren selbst als um das Aushebeln der Digital Rights Management (DRM), eine rechtliche Perspektive von der man sich offenbar eine größere Erfolgsaussicht erwartet.

Kritik

Die Sperre führte umgehend zu empörten Reaktionen. So spricht etwa Parker Higgins von der Freedom of the Press Foundation von einer aggressiven Rechtsauslegung, die komplett ignoriere, dass solche Tools auch für Archivieraufgaben und Fair-Use-Anwendungen genutzt werden. Auch die Bürgerrechtsorganisation EFF zeigt sich "enttäuscht" und spricht von einem kontraproduktiven Vorgehen. Gleichzeitig sieht sich auch Microsoft scharfer Kritik ausgesetzt, immerhin betreibt das Unternehmen Github.

Reaktion

Die Open-Source-Community will sich diese Vorgehen hingegen nicht so einfach gefallen lassen. Mittlerweile gibt es hunderte Forks des Projekts, einem Entwickler ist es sogar gelungen, den Code auf der Github-Seite für DMCA-Takedowns einzuspielen, indem er einen Bug ausnutzte, den Microsoft zuvor nicht ausräumen wollte. (apo, 27.10.2020)