Anne Hathaway (Mi.) bekommt es als Grand High Witch nicht nur mit famosen Mäusen zu tun: Es geht auch um Knoblauch und um den äußerst bekömmlichen Wisconsin Cheddar.

Foto: 2020 Warner Bros. Entertainment Inc.

Knoblauch, auf Englisch "garlic", ist ein scheinbar harmloses Wort, mit dem Anne Hathaway in der Originalfassung des Films Hexen hexen aber eine Menge lustiger Sachen anstellt. Denn sie spielt die Oberhexe Grand High Witch, und zu deren Besonderheiten gehört, neben Händen mit drei Krallen statt fünf Fingern und allerlei anderen anatomischen Auffälligkeiten, dass sie "garlic" nicht aussprechen kann. Es kommt gerade einmal ein verhuschtes "gorlick" heraus, und man kann fast schon Wetten darauf annehmen, wie die deutsche Synchronisation das lösen wird: "Knaublach" vielleicht, oder "Knubloch". Wie auch immer: In eine gute Suppe, nicht zu reden von einem ordentlichen Eintopf, gehört nicht zu knapp "gorlick".

In Roald Dahls Geschichte Hexen hexen, erschienen 1983, gab es auch schon eine Erbsensuppe, nur von Knoblauch war damals nicht die Rede. In der neuen Verfilmung von Robert Zemeckis lassen sich die in einem noblen Hotel am Meer versammelten Hexen aus aller Welt eine ausdrücklich ohne Knoblauch zubereitete Suppe servieren. Sie "schmeckt so fad, dass sie praktisch unessbar ist", merkt denn auch ein Kellner an.

Andere Zutat

Allerdings enthält die Suppe eine andere Zutat, mit der die Hexen nicht rechnen. Und das hat wiederum mit der Heldentat einer Maus zu tun, die in einer betriebsamen Küche auf akrobatische Weise eine Substanz in die Suppe schmuggelt, die den Hexen schlecht bekommt. Wer sich die Akrobatik näher vorstellen möchte, muss nur einmal die Größenverhältnisse zwischen einem gewöhnlichen Schöpflöffel und einer Maus bedenken.

Robert Zemeckis folgt im Wesentlichen der Vorlage von Roald Dahl, hat aber – auch im Vergleich zu der ersten Verfilmung durch Nicolas Roeg im Jahr 1990 – einige gewichtige Veränderungen vorgenommen. Die erste bekommt man zuerst akustisch mit: Die Stimme gleich zu Beginn gehört in der Originalfassung Chris Rock, einem der populärsten afroamerikanischen Komiker.

Im Buch stammte die Großmutter des achtjährigen Helden aus Norwegen. Nun wird sie von Octavia Spencer gespielt. Sie gewann 2012 für ihre Nebenrolle in The Help einen Oscar und wurde damit zu einer Pionierin in der zuletzt stark gewachsenen Anerkennung afroamerikanischer Figuren und Rollen im amerikanischen Mainstreamkino. Dass Robert Zemeckis, der Regisseur von Zurück in die Zukunft und Forrest Gump, nun in Hexen hexen die Kräfteverhältnisse auch pointiert auf die neue Diversitätspolitik in Hollywood bezieht, kann man gern als ein Zeichen der Zeit sehen.

Register des Abscheulichen

Anne Hathaway zieht als Oberhexe genüsslich alle Register des Abscheulichen, unterstützt von gut eingesetzten computergrafischen Effekten, die ihr die Nasenflügel ins Nagetierische wachsen lassen, wenn sie Mäuse riecht. Octavia Spencer hingegen kann sich auf ihre große Präsenz verlassen – und auf einen Slang, mit dem die deutsche Synchronisation hoffentlich keine Peinlichkeiten anstellt. Bei den kleinen Hauptdarstellern, den drei Mäusen, und bei ihren Feinden, den Hexen, kann man sehr schön sehen, wie selbstverständlich inzwischen auch verblüffend naturalistische Darstellungen für die Spezialeffektbranche sind. Alle drei sind stark individualisiert, zugleich werden in den Actionszenen auch noch alle "natürlichen" Klischees (der eingezwickte Schwanz ...) aufs Korn genommen.

Und wenn der immer hungrige Bruno auf einer wilden Jagd noch schnell einen sehr lecker aussehenden Wisconsin Cheddar aus einer Falle befreit, so ist auch da für jedes Detail Platz, nichts verwischt oder verhuscht. Das mag wohl auch daran liegen, dass Roald Dahl weiß, was eine gute Geschichte braucht: keinerlei Bombast, einfach eine überzeugende Idee, die man dann nicht groß aufpeppen muss. Und Regisseur Robert Zemeckis hat nicht viel daran herumgefummelt, sodass Hexen hexen ein vergnüglicher Film geworden ist. (Bert Rebhandl, 27.10.2020)