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Der König ist – anders als sein Vater – wegen seiner Eskapaden oft in der Kritik.

Foto: REuters/ATHIT PERAWONGMETHA

Das Grand Hotel, in dem der König residierte, ist ein Haus mit "Wohlfühlambiente in den bayerischen Alpen". Aktuell kann man die Nobelabsteige im bayerischen Garmisch-Partenkirchen aufgrund der Covid-19-Situation nicht buchen, wie auf der Website zu lesen ist. Man hoffe aber, dass sich die Situation bald wieder normalisiere. Im vergangenen Frühling, während des Lockdowns, machte das Hotel allerdings offenbar eine Ausnahme: König Rama X., oder Maha Vajiralongkorn, hatte das gesamte Haus für sich und seinen Hofstaat gebucht. Während in Bayern eigentlich ein Beherbergungsverbot galt, übertauchte der thailändische König die Pandemie – in bayerischem Wohlfühlambiente.

Inmitten der anhaltenden Proteste in der Heimat des Königs bringt seine lange Residenz im deutschen Freistaat nun den deutschen Außenminister Heiko Maas aufs Tapet. Was machte Vajiralongkorn in Bayern? Und vor allem: Lenkte er die Staatsgeschäfte von Deutschland aus? Das wäre nämlich illegal.

Villa am Starnberger See

Bayern und Vajiralongkorn verbindet eine lange Beziehung. Der 68-jährige Monarch, der 2019 das Erbe seines verstorbenen Vaters Bhumibol antrat, verbringt sehr oft und sehr gerne Zeit in Bayern.

Dass er überhaupt in ein Hotel zog, soll wiederum an steuerlichen Einsparungen liegen. Denn der Monarch besitzt eigentlich eine Villa im bayerischen Tutzing am Starnberger See. Die hat er als Privatperson erstanden. Nach dem Tod seines Vaters 2016 hätte der Multimilliardär aufgrund dieses Besitzes auch in Deutschland Erbschaftssteuer zahlen müssen. Dabei soll es laut Medienberichten um rund drei Milliarden Euro gehen. Um das zu umgehen, so heißt es in den Berichten, ließ der König das 5.600 Quadratmeter große Anwesen kurzerhand in eine diplomatische Vertretung umwidmen und zog mit Haus und Hof in ein Hotel – was nicht steuerpflichtig ist.

Der König, ein Playboy

Vajiralongkorns Vater Bhumibol war in Thailand beliebt, der Monarch hat per Verfassung einen Status der "ehrwürdigen Anbetung". Sohn Vajiralongkorn hat sich aber seit der Thronübernahme hauptsächlich einen Namen als Playboy gemacht, der öffentlich zu seiner – mittlerweile vierten – Ehefrau auch eine offizielle Geliebte unterhält. Pikantes Detail dazu ist, dass er Letztere vor einem Jahr verstoßen hat und ins Gefängnis werfen ließ – um die rund zwanzig Jahre jüngere Frau einige Monate später wieder zu begnadigen und nach Bayern einfliegen zu lassen.

In Bangkok demonstrierten etliche Menschen vor der deutschen Botschaft. Sie fordern eine Untersuchung der Aktivitäten des Königs in Bayern.
Foto: Imago Images / Chaiwat Subprasom

In Thailand wird das alles gar nicht goutiert. Ausgesprochen wurde das bisher aber kaum, weil auf Majestätsbeleidigung bis zu 15 Jahre Haft stehen. Mit der jüngsten Protestwelle ändert sich das aber. Als der König vor knapp zwei Wochen zu einem seiner selten werdenden Besuche in Bangkok eintraf, wurde er nicht nur von jubelnden Royalisten empfangen, sondern auch von tausenden Protestierenden. Sie fordern unter anderem die Einschränkung der royalen Machtbefugnisse unter der Verfassung, die ihm explizit die Machtausübung aus dem Ausland erlaubt.

Durch die königlichen Machenschaften erreichen die Proteste in Bangkok auch Bayern. Im September montierten Demonstranten eine Plakette mit der Aufschrift "Dieses Land gehört dem Volk" am Palast in Bangkok. Wenige Tage später platzierten auch in Tutzing einige Exil-Thailänder eine Replika vor seinem dortigen Anwesen.

Demo vor Botschaft

Erst diesen Montag zog ein Demonstrationszug vor die deutsche Botschaft in Bangkok. Die Behörden in Berlin sollten überprüfen, ob der König seine Amtsgeschäfte auf fremdem Boden verrichten würde, forderten sie unter anderem in einem Brief.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) nahm das zum Anlass, mahnende Worte an den Monarchen zu richten: Er habe "das Treiben des thailändischen Königs in Deutschland im Blick", sagte er am Montag in Berlin, und zwar "dauerhaft". Bereits Anfang Oktober hatte er im deutschen Parlament deutlich gemacht, dass Politik, die das Land Thailand betrifft, nicht von deutschem Boden auszugehen habe. "Wenn es Gäste in unserem Land gibt, die von unserem Land aus ihre Staatsgeschäfte betreiben, dem würden wir immer deutlich entgegenwirken wollen."

Seit über zwei Wochen schon weilt König Vajiralongkorn nun in seiner Heimat. Das ist der längste Besuch in Thailand im Jahr 2020. Der Palast hat sich bisher jedenfalls weder zu den Protesten noch zu den Ermahnungen aus Deutschland geäußert. Denn der König betreibe keine Politik, betont er immer wieder. (Anna Sawerthal, 28.10.2020)