Österreichs (Wirtschafts-)Elite hat zu uns gesprochen. Im parlamentarischen Ibiza-U-Ausschuss gab es jüngst Einsicht in Wirken und Leben eines Tiroler Großindustriellen und eines Tiroler Immobilienmilliardärs. Sie gaben Einblick in ihre Welt, und nun wissen wir, was wirklich zählt in Österreich. Eh das, was wir immer schon geahnt haben: Es ist die Leistung, was sonst.

Im Lokal 7 im Parlamentsausweichquartier in der Hofburg in Wien findet der Ibiza-U-Ausschusses statt.
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Eindrücklich schilderte das der Bauunternehmer und ÖVP-Großspender, dessen Tochter im Aufsichtsrat eines Staatsbetriebs Sitz und Stimme bekam. Hatte das mit der Spende zu tun? Nein. Hat der Spender vorher mit einem Politiker darüber gesprochen? Sicher nicht, eine solche Intervention habe seine Familie nicht notwendig. Hat sich seine Tochter beworben für den Job? Nein, "das haben wir wirklich nicht notwendig". Ob man allen Ernstes glaube, seine hochqualifizierte Tochter sei dem Aufsichtsratsjob nachgelaufen? Davon sind wir nie ausgegangen, aber nun dürfen wir uns ganz sicher sein.

Elite bewirbt sich nicht, sie wird umworben. Elite läuft nicht, ihr wird nachgelaufen.

Übers Laufverhalten des Immobilienexperten erfuhr man im Ausschuss leider wenig, auch nicht über Details seiner Geschäfte. Der Mann ist nämlich operativ nicht mehr tätig, klärte er auf. Zu tun hat er trotzdem genug: 2000 Termine und Meetings pro Jahr, tausende Telefonate und 30.000 bis 40.000 Textnachrichten, rechnete er vor. Leistung, wohin man schaut. Und Hybris? (Renate Graber, 27.10.2020)