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In Philadelphia kam es in der zweiten Nacht in Folge zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei.

Foto: Reuters/Bastiaan Slabbers

Washington – Die US-Großstadt Philadelphia hat wegen der Ausschreitungen nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen Afroamerikaner eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Die Stadtverwaltung kündigte das Ausgehverbot für die Zeit von Mittwochabend 21.00 Uhr (Ortszeit) bis Donnerstagmorgen 06.00 Uhr an.

Nach dem Tod eines Afroamerikaners im US-Staat Pennsylvania war es in der zweiten Nacht in Folge zu Ausschreitungen gekommen. "Eine große Gruppe mit etwa 1.000 Menschen plündert Unternehmen in der Gegend von Castor und Aramingo", teilte die örtliche Polizei am Dienstagabend (Ortszeit) mit. TV-Bilder des Senders Fox zeigten einige maskierte Menschen, die offenbar in einem Geschäft ein- und ausgingen.

Zu den Gewalttaten kam es, nachdem der 27-jährige Afroamerikaner Walter Wallace von Polizisten getötet worden war. Der Mann sei mit einem Messer bewaffnet gewesen und habe dieses trotz mehrfacher Aufforderungen nicht fallen lassen, hatte ein Polizeisprecher einem örtlichen Fernsehsender gesagt. Der Verdächtige habe sich auf die Polizisten zubewegt, woraufhin zwei Beamte mehrfach auf ihn gefeuert hätten. Nach dem Vorfall vom Montagnachmittag war es bereits in der Nacht auf Dienstag zu Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden Medienberichten zufolge mehrere Polizisten verletzt, es gab auch Festnahmen.

14 Schüsse abgefeuert

Die Angehörigen des getöteten 27-Jährigen werfen der Polizei unverhältnismäßige Gewalt vor. Es sei bekannt gewesen, dass Wallace psychische Probleme gehabt habe, sagte der Anwalt der Familie. "Warum haben sie nicht einen Taser (Elektroschockwaffe) benutzt? Warum mussten sie ihn niederschießen?", fragte Wallaces Vater in der Zeitung "The Philadelphia Inquirer".

Nicht alle Beamte seien mit Tasern ausgerüstet, sagte Polizeichefin Danielle Outlaw laut dem Sender ABC. Zusätzliche Mittel dafür seien beantragt worden. Sie versprach eine lückenlose Aufklärung des Falls. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Beide Beamte hätten Körperkameras (body cameras) getragen. Die Bilder wurden jedoch zunächst nicht publik gemacht. Laut Medienberichten sollen die zwei Polizisten je sieben Schüsse abgefeuert haben. Die beiden seien während der Ermittlungen in den Innendienst versetzt worden.

Auch Festnahmen in New York

Bürgermeister Jim Kenney hatte mit Blick auf den Vorfall, der von Passanten mit Smartphones gefilmt worden war, erklärt: "Ich habe das Video dieses tragischen Vorfalls gesehen. Es wirft schwierige Fragen auf, die beantwortet werden müssen."

Auch in New York löste der Tod von Wallace neuerliche Proteste aus bei denen rund 30 Personen festgenommen worden. Wie ein Polizeisprecher am Mittwoch sagte, erfolgten die Festnahmen, als am Dienstagabend Hunderte Menschen im Stadtteil Brooklyn gegen das Vorgehen der Polizei gegen Schwarze demonstrierten.

In den USA war es seit Ende Mai landesweit zu Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt gekommen. Der Auslöser der Proteste war die brutale Tötung des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in der Stadt Minneapolis gewesen.

Präsidentschaftskandidat Joe Biden hatte den Angehörigen des Toten Mitgefühl ausgesprochen, aber auch die Ausschreitungen verurteilt: "Gleichzeitig entschuldigt Wut über die sehr realen Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft keine Gewalt." Angriffe auf Polizisten und die Zerstörung kleiner Unternehmen brächten keine Gerechtigkeit. (APA, red, 28.10.2020)