Das Projekt Sirius ist fast fertiggestellt. Im linken Trakt befindet sich das Gästehaus, auch das Lokal wird hier einziehen. Die ersten Wohnungen werden gerade besiedelt.

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Seehub: Hochgarage mit 440 Stellplätzen und 1000 m² Büros.

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Multifunktionell ist das Zauberwort: Lebendige Stadtteile lassen sich am besten mit gemischt genutzten Gebäuden schaffen. Zwei Beispiele solcher vielseitigen Gebäude sind gerade in der Seestadt Aspern in Fertigstellung begriffen.

Im direkt am See gelegenen Sirius-Komplex – in dem das jüngste STANDARD-Symposium stattfand – ist im Erdgeschoß eine Drogeriekette eingemietet, ein Gasthaus kommt in wenigen Wochen dazu. Im Bauteil A, der mit 45 Metern auch der höchste der drei Bauteile ist, befindet sich im Erdgeschoß außerdem seit kurzem ein Standort der Wiener Volkshochschulen (VHS) mit rund 1000 m² Nutzfläche und Turnsaal, weitere 2000 m² in den Etagen zwei und drei sind hier als Büroflächen ausgewiesen. Ansonsten sind hier bis ins 14. Geschoß hinauf sowie in einem der beiden niedrigeren Bauteile insgesamt 112 Eigentumswohnungen untergebracht.

Hochhaus am See

Der dritte Bauteil weist 140 Serviced Apartments auf, die als "Room4 Rent – Vienna Academic Guesthouse" firmieren. Der Frühstücksraum im Erdgeschoß wird vom Lokalbetreiber serviciert.

Errichtet wurde Sirius von den beiden gemeinnützigen Wohnbauträgern ÖSW und WBV-GPA. Bauteil A gilt schon als Hochhaus, nach HoHo (84 Meter), dem Kerbler-Projekt Lakeside und dem SeeSee Tower der Buwog das bisher vierthöchste in der Seestadt.

"Magic Caves"

Die Pläne für Sirius stammen vom norwegisch-österreichischen Architekturbüro Helen & Hard. Die Gebäudeteile in Form von abgetreppten begrünten Etagen, errichtet in Stahlbetonbauweise mit hinterlüfteter Holzfassade, umschließen einen begrünten Innenhof. Eine architektonische Besonderheit der Anlage sind außerdem die drei "Magic Caves", die jeweils als mehrstöckiges Entree fungieren.

Eine solche "Magic Cave" beherbergt der Concierge-Service des Gästehauses. Dieses ist freilich Corona-bedingt noch nicht wirklich in Betrieb: Nur ganz wenige Zimmer seien vergeben, berichtete Cilli Wiltschko, Leiterin der Projektentwicklung bei der WBV-GPA.

Noch keine Büro-Mieter

Auch für die 2000 m² Büros werden noch Nutzer gesucht, Mietvertrag gibt es noch keinen. In Zeiten von Corona eine doppelte Herausforderung: Um Gewerbeflächen herrschte im Seeparkquartier der Seestadt bisher auch ohne Pandemie kein ausgesprochenes Griss; was die Einzelhandelsflächen betrifft, greift aber die hier erstmals in die Tat umgesetzte gemanagte Einkaufsstraße.

Von den 112 freifinanzierten Eigentumswohnungen sind nur vier noch nicht verkauft. Unter den bisherigen Käufern war auch so mancher Anleger, das ließ sich nicht vermeiden. Weil es sich um einen gemeinnützigen Wohnbau handelt, durfte aber zumindest jeder Interessent nur eine Wohnung kaufen, der durchschnittliche Bruttoverkaufspreis lag bei 4150 Euro je Quadratmeter. Die ersten Wohnungen wurden kürzlich übergeben.

Tiefgarage gibt es bei Sirius keine, denn in der Seestadt setzt man auf ein Sammelgaragen-Konzept. In der ersten Etappe, dem "Pionierquartier" rund um Hannah-Arendt-Park und Maria-Tusch-Straße, waren die Sammelgaragen noch in den Tiefgeschoßen größerer Wohngebäude untergebracht, im Seeparkquartier entstanden aber die meisten Stellplätze in zwei Hochgaragen.

Seehub: Garage mit Büros

Die neueste davon befindet sich im ebenfalls erst kürzlich fertiggestellten Objekt Seehub direkt an der U-Bahn-Endstation, gegenüber vom Holzhochhaus. Auch dieses Gebäude ist nicht nur Garage; den Parkdecks ist ein schmales Bürogebäude mit verglaster Fassade vorgelagert. Im Erdgeschoß ist ein Fahrradgeschäft samt Café eingezogen (in dem auch der "Mobility Point" der Seestadt integriert wird), außerdem war hier ein Trampolinpark vorgesehen. Dessen Umsetzung verzögerte sich aber Corona-bedingt, wie Paul Brozsek von der List Group, die den Seehub baute, berichtet. "Wir evaluieren gerade, in welcher Form wir das geplante Entertainment umsetzen können."

Spiel und Spaß gibt es immerhin schon auf dem Dach des Seehubs: Weil sich auf das Oberdeck einer Parkgarage ohnehin kaum ein Auto verirrt, hat man sich hier etwas anderes überlegt. Fünf kleine Kunstrasenfußballfelder befinden sich dort samt Kantine, die in Corona-Zeiten auch für Meetings gebucht wird.

"Digital Building Demonstration Lab"

Im Bürotrakt sind auch hier noch Flächen frei, untergebracht sind hier aber etwa schon ein Infopoint der Wien 3420 Aspern Gmbh, der auch einen Showroom der Aspern Smart City Research enthält und demnächst um ein Digital Building Demonstration Lab der Plattform "Digital findet Stadt" erweitert wird. Hier erhält die Digitalisierung also quasi buchstäblich ein Zuhause. (Martin Putschögl, 30.10.2020)