Der sechsmonatige Rhythmus vieler Linux-Distributionen bringt es mit sich: Nicht jede neue Version bringt die ganz großen Neuerungen mit sich. Oberflächlich betrachtet ist das auch beim gerade vorgestellten Fedora 33 der Fall, an der Softwarebasis haben die Entwickler hingegen einige zentrale Änderungen vorgenommen.

Btrfs statt ext4

Mit Fedora 33 wechselt die Linux-Distribution in seinen Desktop-Ausgaben auf Btrfs als Default-Dateisystem. Damit wird das seit langem in dieser Position befindliche ext4 abgelöst. Btrfs wurde schon vor mehr als einem Jahrzehnt als die Zukunft der Dateisysteme beim freien Betriebssystem gehandelt. Als eine Art Alternative zu Oracles ZFS sollte es sowohl die Datensicherheit verbessern als auch neue, moderne Features wie Copy-on-Write hinzufügen. Der echte Durchbruch blieb aber lange aus, bis auf wenige Ausnahmen – etwa OpenSUSE – verblieben die meisten Distributionen bei ext4.

Wer bereits Fedora 32 nutzt, bekommt das Update in der Softwarezentrale angeboten.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Dass sich Fedora nun für den Wechsel entschieden hat, argumentiert man auf mehreren Ebenen. Einerseits sei Btrfs mittlerweile ausgereift, andererseits könne es mit sehr konkreten Vorteilen für die Nutzer aufwarten. So werden in Fedora 33 nun fast alle bisherigen Partitionen als Subvolume eines großen, durchgängigen Dateisystems angelegt. Dies hat den Vorteil, dass sie sich den freien Platz teilen. Bei einer klassischen Partitionierung muss man hingegen vorher die Größen gut auswählen, um zu verhindern, dass man beispielsweise der Root- oder der Home-Partition zu viel oder zu wenig Raum gewährt. Auch eine bessere Performance und vor allem Reaktionszeit im Desktop-Einsatz versprechen die Entwickler.

Optionen

Weitere Möglichkeiten von btrfs bleiben vorerst optional: Dazu gehört die transparente Kompression der Daten, diese kann über einen zusätzlichen Parameter in den Mount-Optionen aktiviert werden. Auch für die Boot-Partition und Snapshot-Features verwendet man Btrfs derzeit noch nicht. Diese Dinge sollen in kommenden Versionen integriert werden. Zudem sollen künftig mehr Dinge auf Subvolumes ausgelagert werden – etwa die Images für virtuelle Maschinen oder Log-Dateien.

Fedora 33 nutzt GNOME 3.38.1, im Bild die App-Übersicht.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Bei all dem sei betont: Optional konnte Btrfs schon lange unter Fedora genutzt werden, es geht also vor allem um die Änderung in der Default-Installation. Umgekehrt kann natürlich auch weiterhin ext4 genutzt werden, wenn wer seine Daten Btrfs nicht anvertrauen will. Auch dürfte Softwarehersteller Red Hat, der Fedora als Basis nutzt, kaum diesem Wechsel folgen: Dort favorisiert man schon länger das konkurrierende XFS.

Nano statt Vim

Die zweite zentrale Änderung mag generell klein sein, in der Linux-Welt ist sie aber kaum weniger kontrovers: Mit Fedora 33 kommt nun Nano als Default-Editor in der Kommandozeile zum Einsatz. Die Argumentation dafür ist recht simpel: So mächtig der bisher genutzte Vim auch sein mag, Nano ist für weniger erfahrene Nutzer einfach erheblich leichter zu verwenden. Auch hier gilt aber: Vim-Liebhaber können diese Änderung einfach rückgängig machen.

Und um das Triumvirat der umstrittenen Neuerungen vollzumachen: Für die Auflösung von Domain-Namen kommt nun mit systemd-resolvd ein weiteres Tool aus dem Systemd-Paket zum Einsatz, im konkreten Fall ersetzt es das gewohnte nss-dns. Dieses soll nicht nur über resolvectl leichter zu administrieren sein, es vereinfache auch das Einrichten komplexer Setups wie Split DNS ohne unabsichtliche Datenlecks auszulösen. In einer Folgeversion soll dann auch DNS-over-TLS, also die verschlüsselte Übertragung von DNS-Anfragen, unterstützt werden.

Vermischtes

Zu den weiteren Verbesserungen in Fedora 33 gehört eine neues Thermalmanagement für Intel-CPUs, das auf einigen Systemen auch die Performance verbessern soll. Und ebenfalls ein wichtiger Umbau: Statt einer klassischen Swap-Partition kommt nun mit Zram ein RAM-Drive zum Einsatz, das automatische Komprimierung aller Daten verwendet.

Ansonsten gibt es die gewohnte Aktualisierung der Softwareausstattung: Der Kernel ist in der Version 5.8.15 enthalten, wie von Fedora gewohnt dürfte es aber bald ein Update auf die aktuellste Generation der Software geben – also Kernel 5.9. Vor allem für Entwickler wichtig sind die Updates auf Python 3.9, Perl 5.32 und Ruby on Rails 6.0.

Desktop und mehr

Die für den Desktop gedachte Workstation-Ausgabe verwendet von Haus aus jetzt GNOME 3.38.1, das diverse Usability-Verbesserungen mit sich bringt. So können Programm-Icons im App Grid nun nach Belieben umsortiert werden, die Performance wurde gesteigert und es gibt beim ersten Login eine neue Tour durch die Konzepte des Desktops. Wer mit GNOME nicht warm wird, für den gibt es als Alternative "Spins" genannte Images mit Umgebungen wie Plasma oder Xfce. Jenseits des Desktop gibt es noch Fedora Core OS als Basis für Container-Aufgaben und Fedora IoT für das Internet der Dinge. Zudem ist mit Fedora Silverblue 33 auch eine neue Version des anvisierten Workstation-Nachfolgers erhältlich, der ganz auf Flatpak und ein unveränderliches Kernsystem setzt. (Andreas Proschofsky, 28.10.2020)