Zum Landesfeiertag sterben die Gänse, um als knuspriger Braten auf dem Teller zu landen. Bis dahin ist auch der junge Wein gereift.

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Wer im Winter nur ans Skifahren denkt, unterschätzt sträflich die Spannweite Österreichs. Regionen wie das Burgenland, über die im Bezug auf den Wintertourismus stets milde gelächelt wurde, haben sich durch die Thermenressorts allmählich zu echten Winterdestinationen entwickelt.

Nun, unter den volatilen Corona-Bedingungen, hoffen die pannonischen – und die angrenzenden steirischen – Touristiker auf noch mehr Seilbahnfotos wie jene aus Hintertux: des einen Dummheit, des andern Schlitzohrigkeit.

Weniger Gäste

Das kann freilich auch schnell umschlagen. Die burgenländischen Tourismusverantwortlichen schwören deshalb, alles in ihrer Macht Stehende schon getan zu haben, um dem Virus keinen Einlass zu gewähren. Und das heißt im Grund: weniger Gäste, als in nichtviralen Zeiten eigentlich hineinpassen würden.

In allen Bereichen der Thermen und der Hotels muss der Babyelefant zwischen die Gäste passen. Strenge Hygienemaßnahmen, regelmäßige Tests der Mitarbeiter, ausgedehntere Essenszeiten. Selbst Rudolf Anschober, der Gesundheitsminister, solle sich sicher fühlen können, versichert man.

Die Buchungslage sei jedenfalls überraschend gut. Im Oktober lagen etwa in Bad Tatzmannsdorf die Zahlen auf dem Niveau des Vorjahres, im September gar darüber. Viele Westösterreicher, aber auch viele Nordburgenländer haben im Sommer vor allem auch das weithin unbekannte Südburgenland entdeckt und erforscht.

Bonusticket

Mitverantwortlich für das sommerliche Nächtigungsplus – Juli vier, August 6,5, September 22,5 Prozent – war auch das sogenannte Bonusticket. Allen Burgenländern, die daheim zumindest drei Nächte urlaubten, zahlte das Land 75 Euro dazu. Bis zum 31. Jänner gilt diese Gutscheinaktion nun für alle Österreicher. Zusätzlich gibt es bis vorläufig 30. April eine Corona-Stornoversicherung, sodass bei allfälliger Erkrankung oder angeordneter Quarantäne keine Kosten anfallen. "Und die Betriebe haben Planungssicherheit", sagt der für Tourismus zuständige Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

Die erste Nagelprobe fürs winterfeste Corona-Konzept des Burgenlandes wird demnächst schon beginnen. Am 11. November – dem Landesfeiertag, an dem die Gänse sterben, um als Köstlichkeiten wiedergeboren zu werden – öffnen traditionell die Keller zum Martiniloben. Die neue Ernte wird erstmals als Wein verkostet. Ab da sagt man beim Anstoßen nicht mehr "Mahlzeit", sondern "Prost".

Erschwerte Bedingungen

Das "Köllerschau’n" geht heuer freilich etwas unlockerer über die Bühne. Kostgruppen müssen kleiner sein und entsprechend angemeldet, Gläser, Tische, Flaschen jeweils desinfiziert. Dafür, so Weinbauchef Andreas Liegenfeld, kriegt jeder Gast einen Gutschein für eine Flasche Wein. Es werden – Martini ist ja längst schon kein Tag mehr, sondern ein zumindest zwei Wochenenden umfassender Festzeitraum – entscheidende Wochenenden. Handys zum Fotografieren gibt es auch in den Kellergassen. Hintertux lauert überall. (Wolfgang Weisgram, 29.10.2020)