Beim Bau des Brenner-Basistunnels (BBT) haben sich die Kontrahenten tief eingegraben. Weil man sich in technischen Fragen streitet, hat der österreichisch-italienische Bauherr den Auftragnehmer Porr vor die Tür gesetzt. Während wohl Gerichte entscheiden werden, wer sich falsch verhalten hat, steht der Verlierer bereits fest: der Steuerzahler.

Beim Bau des Brenner-Basistunnels (BBT) haben sich die Kontrahenten tief eingegraben.
Foto: APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Das passt gut zur bisherigen Tunnelgeschichte: Der BBT zählt zu jenen Prestigeprojekten, bei denen Effizienz, Sinnhaftigkeit und finanzielle Dimensionen ausgeblendet werden. Natürlich schreien Lkw-Lawinen über den Brenner samt Lärm- und Umweltbelastung nach einer Verlagerung des Warentransports auf die Schiene. Doch der gigantische Tunnelbau ist schon bisher von Kostenexplosion und Verzögerungen geprägt: Mindestens zehn Milliarden Euro und damit doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt dürfte das Vorhaben kosten. Mit einer Inbetriebnahme ist vor 2030 nicht zu rechnen.

Selbst wenn der Termin halten sollte, fehlen wegen mangelnder Zubringerstrecken in Deutschland und zu niedriger Kosten im Straßentransport die Voraussetzungen für eine akzeptable Auslastung der Röhre. Und was sagt die zuständige Ministerin zu dem Schlamassel? Leonore Gewessler kommentiert operative Entscheidungen der staatlichen BBT-Gesellschaft nicht. Dass das drohende Milliardendebakel mit grünem Tunnelblick langfristig ausgeblendet werden kann, darf bezweifelt werden. (Andreas Schnauder, 28.10.2020)