Die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl ist um Sachlichkeit bemüht.

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Ihr unaufgeregtes Auftreten hat schon vielen Menschen gefehlt, die sich eine sachliche Einordnung der aktuellen Corona-Lage wünschen. Die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl, ein Gesicht der Covid-19-Berichterstattung im Frühjahr, hatte sich zuletzt ein wenig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Als Leiterin des Zentrums für Virologie an der Med-Uni Wien hat sie auch ohne Medientermine einen dichten Kalender. Der Tag hat eben nur 24 Stunden.

Die Ampel hält die 58-jährige Mutter zweier erwachsener Töchter grundsätzlich für eine hervorragende Idee. Auf regionale Ausbrüche könne man mit lokal begrenzten Maßnahmen sehr treffsicher reagieren. An einen landesweiten Lockdown, wie er im Frühjahr verhängt wurde, glaubt sie persönlich nicht, betont aber, es sei "Sache der Politik, derartige Entscheidungen zu treffen und umzusetzen". Die derzeitigen Infektionszahlen hält sie jedenfalls für besorgniserregend, wiederholt damit eine Mail an die Ampel-Kommission und ihre Aussagen in der ZiB 2 am Dienstag.

Man müsse die Hospitalisierungen genau im Blick haben, dürfe keinesfalls nachlässig in den Hygienevorkehrungen sein. Deshalb wundert sie sich auch über Aussagen, wonach die vorbeugende Wirkung eines Mund-Nasen-Schutzes nicht erwiesen sei. "Das Gegenteil ist der Fall, und zwar schützt die Gesichtsbedeckung sowohl ihren Träger als auch das Gegenüber – natürlich nicht zu 100 Prozent, aber jedenfalls im relevanten Bereich." Auch die nach wie vor üblichen Vergleiche mit der saisonalen Grippe hält sie für unzulässig. "Corona verhält sich anders, die Wahrscheinlichkeit, im Alter daran zu sterben, ist höher."

Keine Alarmistin

Aussagen wie diese überraschen vielleicht: Puchhammer-Stöckl ist wahrlich nicht als eine Alarmistin verschrien. Bisher hat sie vor allem bestimmte Herpes-Viren beforscht, die für Patienten der Transplantationsmedizin ein Problem sind. Ende Jänner verabschiedete sie sich als Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für klinische Virologie – mit einer Tagung, von der sie damals noch nicht ahnte, wie aktuell sie sein würde: "Emerging Viruses" nannte sie diese. "Das war doch ein merkwürdiger Zufall", sagt die Tochter eines schon verstorbenen Biochemikers der Vet-Med-Uni Wien.

Puchhammer-Stöckl, die Spaziergänge mit ihrem Hund liebt und mit Freunden Kammermusik betreibt, wird sicher wieder in den Medien auftreten, denn es geht ihr um sachliche Information. Und die ist in diesen Tagen vielleicht so wichtig wie nie zuvor. (Peter Illetschko, 28.10.2020)