Die Privatbierbrauer Markus und Karin Wagner wohnen im niederösterreichischen Thernberg auf dem Gelände eines ehemaligen Bauernhofes – auf dem auch ihre Wolfsbräu-Brauerei steht.

"Als unser erstes Kind auf die Welt kam und wir noch in Wien gewohnt haben, dachten wir uns, wir müssen etwas ändern. Vorher sind wir jedes Wochenende ins Grüne gefahren, das wollten wir umdrehen, sodass wir lieber immer im Grünen sind und für das Wochenende in die Stadt fahren.

Das Bierbrauer-Ehepaar Markus und Karin Wagner mit Hund Max.
Foto: Lisi Specht

Als wir diesen Entschluss gefasst hatten, wussten wir aber auch, dass wir hier draußen etwas tun müssen, sonst ist man nur ,a Zuagraster‘, wie man hier sagt.

Die Brauerei haben wir von Karins Vater übernommen, damals hat er das Bier noch in Wolfsberg gebraut, daher auch der Name ,Wolfsbräu‘. Wir sind Quereinsteiger, ich war früher in der Wirtschaft, die Karin hat am Konservatorium in Wien Moderne Tanzpädagogik studiert. Wir haben die Gerätschaften in zwei große Lkws gepackt und hierherverfrachtet.

Wir hatten fast eineinhalb Jahre gesucht, um das passende Objekt zu finden, und dann noch mal ein Jahr damit verbracht, alles an den Wochenenden auszuräumen. Das hier war ein alter Bauernhof in einer U-Form, die haben wir übernommen, samt Innenhof. Erst hatten wir überlegt, ihn wieder herzurichten, aber da haben uns viele davon abgeraten – die Mauern waren zu dick, es war feucht, und das wäre einfach zu viel gewesen. Stattdessen haben wir einzelne Elemente behalten und auf eine andere Art verwendet. Beispielsweise haben wir einige Steine aus den Grundmauern erhalten und sie in unseren Garten integriert. So machen wir das gerne.

Eineinhalb Jahre dauerte die Suche nach dem perfekten Objekt am Land.
Fotos: Lisi Specht

Wir haben uns auch mal den Maibaum gesichert und daraus ein paar große Holzbänke für draußen zimmern lassen. Zusammen mit dem Architekten Markus Fill aus Wien haben wir unser neues Zuhause geplant und viele moderne Elemente eingebaut.

Um einen gewissen Abstand zur Arbeit zu kreieren, haben wir bewusst die meisten Fenster zum Garten hin ausgerichtet und nicht zur Brauerei. Und wenn es Fenster zur Brauerei gibt, sind sie klein. Darauf muss man definitiv achten, das merken die meisten Leute in dieser Zeit auch selber. Wir haben ja Homeoffice gemacht, bevor es cool war.

Die Brauerei ist im Wohnhaus integriert – und doch strikt getrennt.
Fotos: Lisi Specht

Mittlerweile wohnen wir seit zehn Jahren hier, aber an so einem Haus hört die Arbeit nie auf. Erst kürzlich haben wir den Dachstuhl über der Brauerei ausgebaut. Dort kann Karin jetzt ihre Yoga-Stunden abhalten, und wir haben einen gemütlichen Wohnraum extra.

Mittlerweile haben wir eine Wohnfläche von circa 200 Quadratmetern. Mit der Brauerei zusammen wirkt das alles so exorbitant, aber wie gesagt, es ist ja auch unser Arbeitsplatz. Schön ist noch, dass wir den großen Garten hinter dem Haus haben, der macht besonders im Sommer viel Spaß. Es ist mittlerweile kaum vorstellbar, dass das früher einfach nur eine brache Wiese war.

Auch unsere Inneneinrichtung ist eher modern. Viele der neu dazugewonnenen Freunde hatten so eine Küche wie unsere noch nie gesehen, den Ofen wollten wir extra nicht verputzt haben, weil wir es so viel passender für unser Wohnzimmer fanden. Zum Glück haben wir auch einen Haus-und-Hof-Tischler, von dem wir uns selber meistens zu Weihnachten etwas schenken. Es ist uns wichtig, dass wir viel Holz im Haus verbaut haben. Glas ist zwar auch schön, macht das Ganze aber bei weitem nicht so gemütlich wie ein schönes Holz. Aber auch hier drinnen haben wir beispielsweise alte Bierkisten zu Kastln umfunktioniert.

Familie Wagner wohnt in Thernberg auf rund 200 Quadratmeter Fläche.
Fotos: Lisi Specht

Für die Rückkehr aufs Land haben wir uns auch viele Gemeinden angeschaut. Es muss ja alles passen, der Mikrokosmos muss stimmen. Und das ist hier in Thernberg der Fall. Kindergarten, Volksschule, Wirtshaus, Kirche, Feuerwehr, Friedhof – es ist alles da.

Das gute Wasser kommt dazu, denn der Ort hat eine eigene Quelle. Und wir sind in ungefähr 45 Minuten in Wien. Was nicht nur gut ist, um unsere Freunde dort zu treffen, sondern auch praktisch, weil wir ja einige Gastronomien dort beliefern." (2.11.2020)