Weil der Anteil Corona-positiver Schülerinnen und Schüler "verhältnismäßig gering ist", gilt für die Schulen im Bezirk Amstetten weiterhin Ampelfarbe Gelb.

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Die Corona-Ampel sollte in der Krise ein Anhaltspunkt für die Österreicherinnen und Österreicher in dieser Pandemie sein. Dadurch sollen sie die aktuelle Situation besser wahrnehmen können und ihr Verhalten entsprechend anpassen. Zeitweise sorgt das Instrument des Gesundheitsministeriums aber auch für ziemlich unangenehme Momente.

Jüngstes Beispiel: Vergangene Woche schaltete die Ampel im Bezirk Amstetten auf Rot um. So weit, so austauschbar. Aber für viele Familien mit mehreren Kindern unterschiedlichen Alters kann das zu der irreführenden Konsequenz führen, dass nun verschiedene Regeln in den jeweiligen Bildungseinrichtungen gelten.

Aus der Eingewöhnung herausgerissen

Die Kinderkrippe einer vierköpfigen Familie meldete etwa, dass nun auch für sie die Ampel auf Rot steht und damit nur noch eingeschränkter Betrieb mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen möglich ist. Das heißt, die Kinderbetreuung gilt nur noch für Eltern und Erziehungsberechtigte, die die Kinderbetreuung daheim nicht gewährleisten können. Das trifft zum Beispiel auf jene Familien zu, in denen beide Elternteile berufstätig sind.

Die Schulen hingegen bleiben vorerst auf Gelb. Das begründeten Niederösterreichs Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Bildungsdirektor Johann Heuras vor etwa einer Woche gegenüber dem ORF damit, dass der Anteil positiv getesteter Schülerinnen und Schüler "verhältnismäßig gering ist". Da sei aus Sicht der Eltern auch im Kindergarten der Fall.

Für eine Mutter dreier Kinder, zwei gehen in den Kindergarten, eines in die Volksschule, hat die unterschiedliche Auslegung der Rot-Schaltung besonders persönliche Konsequenzen. Sie hat gerade die Eingewöhnung eines ihrer Kinder im Kindergarten abgeschlossen, nur wurde ihr mitgeteilt, dass beide Kinder die Bildungseinrichtung nicht mehr besuchen dürfen. Der Grund: Die Mutter ist noch bis Ende November auf Karenz und tritt erst ab Dezember wieder ihren Dienst an. Die Eingewöhnung des Kindes, an sich mit Trennungsschmerz für Kinder und Eltern verbunden, wird also wohl ein zweites Mal stattfinden müssen.

Keine Maske, mehr Risiko

Aus dem Büro von Teschl-Hofmeister erklärt ein Sprecher die schärferen Maßnahmen im Kindergarten folgendermaßen: Man habe sich mit Experten darauf geeinigt, dass Pädagogen beim direkten Kontakt mit den Kindern keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. Für die Kinder, die ebenfalls keinen tragen müssen, sei etwa die fehlende Mimik bei Pädagogen dadurch schwer nachzuvollziehen. Damit seien diese aber einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt, heißt es aus dem Büro. Sollte sich jemand anstecken, wäre die gesamte Betreuung in Gefahr. Die Betreuungsintensität zwischen und Kindergarten und Schule sei obendrein unterschiedlich, weshalb man bei Ersterem restriktiver agiere. So ist zum Beispiel für Eltern das Betreten der weiter oben erwähnten Kindergruppe nur in Ausnahmefällen und nach ausdrücklicher Genehmigung des Kindergartenpersonals gestattet.

Was den Fall der Mutter dreier Kinder anlangt, glaubt der Sprecher, dass der Kindergarten die Regeln zu streng ausgelegt hat. Wenn man die Kinder daheim betreuen kann, sei es im Sinne der Corona-Bekämpfung gut. Wenn ein Betreuungsplatz aber gebraucht werde, dann müsste das auch möglich sein. (Jan Michael Marchart, 29.10.2020)