Aus dem Fitnessstudio ins Wohnzimmer: Nun muss wieder zu Hause geschwitzt werden.

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Was viele in den letzten Tagen ohnehin schon befürchtet haben, tritt am Dienstag in Kraft: Im Rahmen der neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise gehen in den Muckibuden des Landes die Lichter aus.

Die Fitnessstudios von John Harris werden am Dienstag noch einmal gereinigt und das Wasser aus den Pools gelassen. Dann wird es finster. Die Stimmung unter Kundinnen und Kunden sei zuletzt sensibilisiert gewesen, große Besucherrückgänge habe es nicht gegeben. "Die, die sehr vorsichtig sind, sind eh vorher auch schon nicht mehr gekommen", sagt Christian Zöbl, Pressesprecher von John Harris.

Einfach war die Situation aber zuletzt schon nicht: Seit der letzten Corona-Verordnung vor wenigen Tagen durften bei Gruppenkursen indoor nur noch sechs Personen mit einem Trainer schwitzen. Allerdings durften, wenn es die räumlichen Kapazitäten zuließen, auch mehrere Sechsergruppen an einem Ort trainieren, sofern eine Durchmischung verhindert wurde. So wurden Gruppen beispielsweise durch transparente Raumteiler voneinander getrennt, Bodenmarkierungen halfen bei der Orientierung.

Atemvolumen steigt

Angesichts steigender Infektionszahlen sahen auch Experten das Indoor-Sporteln zuletzt kritisch. Denn bei körperlicher Anstrengung steigt das Atemvolumen von acht Litern pro Minute auf bis zu 100 Liter oder mehr. Wer krank ist, bläst also noch mehr Virusmaterial in die Umgebung. Jürgen Scharhag, Sportmediziner sowie Leiter der Abteilung für Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Prävention der Universität Wien und Vorstand des Österreichischen Instituts für Sportmedizin, betont aber auch, dass Menschen gerade in Zeiten wie diesen den Sport als Ausgleich brauchen.

Das Functional-Fitness-Studio Five in Wien-Währing hatte schon am Montag, einen Tag vor dem Inkrafttreten der Verschärfungen, geschlossen. Hier liefen bereits die Vorbereitungen für Online-Live-Kurse für Mitglieder, die sich für die nächsten Wochen auch Trainingsequipment wie Kettlebells ausborgen können. Onlinekurse wird es auch bei vielen anderen Fitnessanbietern und Yogastudios ab Dienstag wieder geben.

Viele rollen nun wieder ihre Fitnessmatten im Wohnzimmer aus und schwitzen zu Online-Workouts. Wer mag, kann jetzt auch wieder erfinderisch werden und beispielsweise statt Hanteln Mehlpackungen oder Wasserflaschen als Trainingsgewichte verwenden. Noch eine einfache Möglichkeit, fit zu bleiben, ist, den Sport ins Freie zu verlegen. Schon im Frühjahr boomte deswegen der Laufsport, das könnte sich auch jetzt wiederholen. Wer vor 20 Uhr einfach nicht dazukommt, kann auch nach 20 Uhr zum Laufen raus, muss aber, wenn er von der Polizei angehalten wird, bekräftigen, dass er das für seine psychische Gesundheit tut.

Trotzdem: Viele haben nun Sorge, dass ihre mühsam erarbeiteten Muskeln in den kommenden Wochen schwinden, erzählt Hannes Woschner vom Fitnessstudio Five. Denn Onlinekurse hin oder her, die Motivation in einem Gruppentraining ist anders als alleine zu Hause im eigenen kleinen Wohnzimmer.

Neues Konzept in New York

Es bleibt die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung in einigen Wochen. Wie Fitness in Zeiten einer Pandemie ausschauen könnte, zeigt die US-amerikanische Fitnessstudiokette Equinox mit einem vor wenigen Wochen eröffneten neuen Standort in New York: In "Equinox In The Wild" befindet sich das hochpreisige Fitnesscenter unter freiem Himmel bzw. in Zelten, weil so die Ansteckungsgefahr niedriger ist. Für die kalten Wintermonate ist in Form von Heizgeräten vorgesorgt. (Franziska Zoidl, 2.11.2020)