Damit die Schulen nicht wieder leer bleiben, schlagen die Landesräte Lockerungen der Quarantänebestimmungen bei den unter 14-Jährigen vor.
Foto: www.corn.at Heribert CORN

Für ein paar Stunden herrschte Unsicherheit. Werden die höheren Schulen nach den Herbstferien überhaupt ihren Betrieb wieder aufnehmen? Während eines Rundrufs des STANDARD bei den zuständigen Landesräten für Bildung am Donnerstag war klar, dass selbst die Landespolitiker nicht sicher wissen, wie es mit den Schulen weitergehen soll, wenn es nach der Bundesregierung geht. Eine Entscheidung über generelle bundesweite Verschärfungen soll am Wochenende verkündet werden.

Die Landespolitiker – egal ob von ÖVP oder SPÖ – sind sich jedenfalls ungewohnt einig: Die Schulen sollen offen bleiben. Auch wenn die Corona-Ampel fast im ganzen Land rot leuchtet. Statt Verschärfungen fordern die Landesräte sogar weitere Lockerungen für Quarantänemaßnahmen bei Schülerinnen und Schülern unter 14 Jahren und pochen darauf, dass Schulen keine Infektionsherde sind. Die von der SPÖ geführten Länder kritisieren, zu wenig vom Bund miteinbezogen zu werden und auch zu spät über mögliche Änderungen informiert zu werden.

"Parteitaktik verantwortungslos"

Der Sprecher des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser (SPÖ) etwa sagt: "Bundesländer – zumindest einen Teil davon – vom Informationsfluss aus rein parteitaktischen Überlegungen auszugrenzen ist genauso verantwortungslos, wie irgendwelche Pläne für Maßnahmen im stillen Kämmerlein zu schmieden." Auch die burgenländische Landesrätin Daniela Winkler (SPÖ) ärgert, dass Informationen zu bevorstehenden Verordnungen "nicht gleichzeitig und rechtzeitig and alle Bundesländer ergehen, sondern nur mit türkis geführten Bundesländern vorab abgestimmt werden". Aus Wien heißt es lediglich, man sei in gutem Austausch mit dem Bildungsministerium und den Gesundheitsbehörden. Schulschließungen gelte es zu verhindern.

Salzburger Schulampel auf Orange

Im Bundesland Salzburg ist die Lage bereits jetzt sehr kritisch. Alle Bezirke leuchten rot, die Schulampel wurde im ganzen Land auf Orange geschaltet. In enger Abstimmung mit dem Bildungsministerium habe man beschlossen, es den höheren Schulen zu überlassen, ob sie auf Distance-Learning, Schichtbetrieb oder doch Präsenzunterricht in kleinen Gruppen umstellen. "In manchen Fällen wie Laboren oder Werkstätten können die Schülerinnen und Schüler nicht daheim bleiben", sagt der Sprecher von Landesrätin Maria Hutter (ÖVP). Natürlich müssten geltende Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln dabei immer eingehalten werden.

Tirol will mithilfe von Schnelltests, die von mobilen Teams direkt am Standort durchgeführt werden, für weniger Schülerinnen und Schüler in Quarantäne sorgen. Ein Pilotprojekt – derzeit wird ein solches schon in Wien getestet – soll schon nächste Woche starten. Wer negativ ist, darf bleiben, auch wenn ein Klassenkollege positiv getestet wurde. Landesrätin Beate Palfrader (ÖVP) hält es für besonders wichtig, die Ampelfarbe für Bildungseinrichtungen noch klarer von der generellen Corona-Ampel zu trennen. "Auch wenn die Infektionslage im Bezirk kritisch ist, gibt es Schulen ohne einen einzigen positiv getesteten Fall", sagt sie zum STANDARD.

Leise Kritik aus Oberösterreich

Palfraders Kollegin Christine Haberlander aus Oberösterreich stimmt zu: "Es macht keinen Sinn, eine Schule zu schließen, weil es in einem Bezirk ein Corona-Cluster in einem Betrieb oder einem Alten- und Pflegeheim gibt." Von ihr kommt auch leise Kritik am Bildungsministerium. "Das ein oder andere Mal erreichen uns Informationen sehr zeitknapp", sagt sie. Da man aber keine "unüberlegten Schnellschüsse" vom Bund wolle und die Erstellung der Verordnungen Zeit brauche, sei dies wohl verständlich.

Die Regelung, wonach Kinder unter zehn Jahren ohne Symptome nicht in Quarantäne müssen, wenn ein Klassenkollege positiv getestet wurde, wollen die Landesräte auf Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren ausweiten. Gesundheitsminister Rudolf Anschoben (Grüne) wurde ersucht, diesen Vorschlag zu prüfen.

Lehrer für Maskenpflicht

Ein Offenhalten der Schulen trotz hoher Infektionszahlen sei nur mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen möglich, haben Lehrervertreter am Freitag erneut betont. Die Unabhängige Lehrergewerkschafter (ÖLI-UG) wünschen sich u.a. ein Maskenpflicht auch im Unterricht für Schüler ab zehn und in Kindergärten und Volksschulen die Installation von Luftfiltern. Der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) fordert eine Prämie für Lehrer. (Lisa Kogelnik, 30.10.2020)