Ein weibliches Voeltzkow-Chamäleon in Prachtfärbung.
Foto: Kathrin Glaw, SNSB

Mehr als 100 Jahre lang hatte kein Forscher ein lebendes Voeltzkow-Chamäleon (Furcifer voeltzkowi) mehr gesehen, die Art galt als verschollen. Doch nun ist es einer Expedition der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) gelungen, die farbenprächtigen Tiere im Nordwesten Madagaskars wieder aufzuspüren. Und sie dürften auch noch nicht vom Aussterben bedroht sein.

Bei ihrer Expedition fanden die Forscher erstmals Weibchen, die insbesondere bei Trächtigkeit, Begegnungen mit Männchen und in Stresssituationen eine äußerst prächtige Färbung annehmen. Die Studie zur Wiederentdeckung erschien in der Fachzeitschrift "Salamandra".

Ein männliches Exemplar der Spezies.
Foto: Frank Glaw, SNSB-ZSM

Ein Grund, warum das Tier so lange im Verborgenen geblieben ist, dürfte sein, dass es für Beobachtungen immer nur ein kleines Zeitfenster gibt: Die Wissenschafter vermuten nämlich, dass das Chamäleon nur wenige Monate während der Regenzeit lebt. Die Kurzlebigkeit des Tiers folgern die Forscher aus Gen-Analysen. Diese ergaben nämlich, dass die Art am nächsten mit Labord's Chamäleon (Furcifer labordi) verwandt ist, das als eines der Wirbeltiere mit der kürzesten individuellen Lebensdauer gilt und nur wenige Monate während der Regenzeit lebt. Nach dem Schlupf aus dem Ei wachsen die Tiere im Rekordtempo heran, paaren sich, kämpfen mit Artgenossen und legen ihre Eier ab, bevor sie erschöpft am Ende der Regenzeit sterben.

Die Forscher vermuten, dass der Lebenszyklus beim Voeltzkow-Chamäleon ähnlich abläuft. "Diese Tiere sind quasi die Eintagsfliegen unter den Wirbeltieren", sagt Frank Glaw, Kurator für Reptilien und Amphibien an der ZSM, am Freitag. "Daher muss man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, um diese Chamäleons nachweisen zu können. Und das ist während der Regenzeit gar nicht so einfach, da viele Straßen dann nicht befahrbar sind."

Hintergrund

Verschollene Arten gibt es überall auf der Welt. Um mehr über ihren Gefährdungszustand herauszufinden und sie vor dem Aussterben zu bewahren, hat die Naturschutzorganisation Global Wildlife Conservation im Jahr 2017 eine weltweite Initiative gestartet mit dem Ziel, die 25 am meisten gesuchten Arten aufzuspüren. Mit dem Voeltzkow-Chamäleon wurde nun die sechste Art im Zuge dieses Programms wiederentdeckt. (red, 31. 10. 2020)