Ein sorgenfreies Leben – das definieren wohl viele Leute höchst unterschiedlich. Für manche gehört ein gewisser materieller Luxus dazu, andere sehnen sich mehr nach Absicherung für sich und seine Liebsten. Ebenso weit gehen die Annahmen auseinander, wie viel Nettoeinkommen es dazu benötigt. Dies hat eine Studie des auf digitalen Zahlungsverkehr spezialisierten Dienstleisters Klarna in Österreich abgefragt und ist zu interessanten Ergebnissen gekommen.

Auf die offene Frage gaben die befragten Österreicher im Durchschnitt eine Summe von 2.339 Euro an. Darauf fehlt ihnen in der Realität doch ein gutes Stück, denn laut dem Statistikportal Statista.de lag der Medianwert des österreichischen Jahreseinkommens im Jahr 2018 bei 21.873 Euro, woraus sich zwölf Monatseinkommen zu je 1.823 Euro errechnen – also im Durchschnitt gut 500 Euro zu wenig für ein Leben ohne jegliche finanzielle Sorgen.

Interessantes Detail der Befragung: Auch in dieser Frage spiegelt sich irgendwie der Gender-Pay-Gap, also das niedrigere Durchschnittseinkommen von Frauen, wider. Während sich diese bereits mit 2.214 Euro ein sorgenfreies Leben einrichten können, benötigen Männer dazu durchschnittlich um 263 Euro mehr, also insgesamt 2.477 Euro.

Ansprüche im Alter

Den größten Unterschied gibt es bei dieser Fragestellung zwischen den Generationen. Im Bereich der 16- bis 24-Jährigen herrscht noch weitgehende Bescheidenheit, sodass 1.847 Euro netto als ausreichend für ein Leben ohne Geldsorgen gelten. Mit dem höheren Lebensstandard im Alter steigen freilich auch die Ansprüche, sodass ab einem Alter von 45 Jahren 2.506 Euro im Mittel genannt werden.

Aber nicht nur höheres Einkommen kann finanzielle Sorgen lindern, sondern auch angespartes Vermögen. Daher ist für einen Großteil, nämlich vier von fünf Österreichern, Sparen der beste Weg, sich finanziell abzusichern. Dazu legten Österreicher im Vorjahr laut der Klarna-Studie durchschnittlich 5.727 Euro pro Jahr auf die hohe Kante. Allerdings bestehen dabei Unterschiede, je nach Geschlecht, Alter oder Wohnort sind deutliche Gefälle auszumachen.

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Frauen sind genügsamer als Männer: Laut einer Studie benötigen sie monatlich um 263 Euro weniger für ein sorgenfreies Leben.
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Auch in diesem Bereich schlägt das geringere Durchschnittseinkommen von Frauen merklich durch: Österreichs Männer sind mit jährlich 7.032 Euro in der Lage, mehr Geld zu sparen als Frauen mit bloß 4.264 Euro. Ebenfalls stark ausgeprägt ist ein Land-Stadt-Gefälle beim Sparen: Während sich Personen aus Ballungsräumen im Mittel im Vorjahr nur 4.817 Euro auf die Seite gelegt haben, liegt dieser Wert auf dem Land mit 7.374 Euro doch um einiges höher.

Deutlich mehr als die Hälfte der Österreicher, konkret 60 Prozent, gibt an, während der Corona-Pandemie sparsamer geworden zu sein. Dies trifft noch stärker auf ältere Leute zu, bei denen zwei Drittel der über 45-Jährigen mehr Geld beiseitelegen als vor der Pandemie.

Sorgen der Jungen

Insbesondere junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren setzen sich laut Klarna-Studie mit der Altersvorsorge noch wenig auseinander. Mit 57 Prozent gibt mehr als die Hälfte der jüngeren Befragten an, dass die Vorsorge fürs Alter noch Zeit habe.

Zunehmende Sorgen bereitet – auch Jüngeren – hingegen ein steigender Wohnkostendruck: Laut einer Erhebung des Finanzkonzerns ING hat fast jeder vierte Österreicher, genau sind es 22 Prozent, Probleme mit dem Begleichen der Kreditrate oder der Miete. Dabei bestehen große regionale Unterschiede: In Salzburg leiden 32 Prozent unter den Wohnkosten, während in Vorarlberg und dem Burgenland nur je zehn Prozent Probleme mit den Wohnkosten spüren.

Steigende Wohnkosten

"Zwar haben Niedrigzinsen enorme Vorteile bei den Finanzierungskosten gebracht, den Preisanstieg können sie aber unmöglich wettmachen", sagt Sabine Gruber, ING-Bereichsleiterin Immobilienfinanzierungen in Österreich. "Dass die Wohnkosten in der Relation zum Einkommen immer höher werden, setzt viele unter Druck und macht es besonders für Jüngere schwierig, so zu leben, wie sie es eigentlich wollen."

Diesbezüglich ist auch keine Besserung in Sicht, zumindest erwartet die Mehrheit keine: 71 Prozent der Österreicher sind der Meinung, dass die Immobilienpreise in den nächsten zwölf Monaten steigen werden. (Alexander Hahn, 1.11.2020)