Das Management der Corona-Pandemie durch EU-Kommission und Mitgliedstaaten ist bisher dürftig. Das liegt nicht bloß daran, dass die EU-Verträge kaum Gesundheitskompetenzen für Brüssel vorsehen. Der Misserfolg hängt vor allem am fehlenden politischen Willen zur Kooperation.

An der Art, wie die Eurozone den Abschwung wirtschaftlich vorläufig überstanden hat, zeigt sich, wie es besser ginge. Laut Eurostat liegt die Arbeitslosenquote im September mit 8,3 Prozent um nur 0,8 Prozentpunkte höher als im Vorjahr – erstaunlich angesichts von Konjunktureinbrüchen von zehn Prozent und mehr in Spanien oder Italien. Möglich ist das, weil die EU-Staaten – neben robusten nationalen Maßnahmen wie Kurzarbeit oder Firmenhilfen – auf abgestimmtes gemeinsames Handeln setzten. Das Duo Frankreich und Deutschland schob den Wiederaufbaufonds an, der zusätzliche Stabilität für alle schuf, neben den vielen Milliarden der Eurozentralbank.

Warum sollte so etwas in Sachen Corona-Management nicht klappen? Die EU ist historisch immer gut gefahren, wenn Gruppen von Staaten sich zusammentaten und gemeinsame Projekte starteten. So war das einst beim Euro; so war das 1985, als im luxemburgischen Schengen das Europa der offenen Grenzen im Binnenmarkt entstand – zunächst zwischenstaatlich. Nun könnte das Projekt eines "Pandemie-Schengen" folgen: enge Kooperation williger Staaten bis hin zum Austausch von Impfplänen oder zur Übernahme von Intensivpatienten. (Thomas Mayer, 30.10.2020)