Rücktritt vom Rücktritt: Fayez al-Sarraj,

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Berlin – Der Ministerpräsident der international anerkannten libyschen Regierung, Fayez al-Sarraj, hat seinen angekündigten Rücktritt zurückgenommen. Der Schritt erfolge, um ein "politisches Vakuum" zu vermeiden, sagte der Sprecher von Sarraj am Freitag. Der Premier sei damit Aufforderungen gefolgt. So hatte der deutsche Außenminister Heiko Maas Sarraj vorgeschlagen, für die Dauer der bevorstehenden Gespräche der Bürgerkriegsparteien über die Zukunft Libyens noch im Amt zu bleiben.

"Aus unserer Sicht wäre dies wichtig, um in diesen entscheidenden Wochen institutionelle und exekutive Kontinuität an der Spitze der libyschen Regierung zu gewährleisten", so Maas, der mit Sarraj telefonierte. Sarraj hofft seinem Sprecher zufolge, dass der Dialog zur Überwindung der Krise in dem Land führt.

Gespräche nach Waffenstillstand

Die rivalisierenden Lager im Bürgerkrieg in Libyen hatten sich vergangene Woche auf einen Waffenstillstand geeinigt. Sarraj und sein Widersacher, der General Khalifa Haftar, wollen nun politische Gespräche aufnehmen, die im November in Tunesien beginnen sollen. Deutschland hat in dem Konflikt eine Vermittlerrolle.

Sarraj (Serraj) hatte Mitte September nach Protesten gegen die Regierung und Konflikten in deren Reihen seinen Rücktritt angekündigt. Damals erklärte er, er wolle das Amt spätestens bis Ende Oktober abgeben.

Bürgerkrieg

In dem nordafrikanischen Land tobt seit dem mit westlicher Hilfe erfolgten Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ein Bürgerkrieg. Die international anerkannte Sarraj-Regierung mit Sitz in der Hauptstadt Tripolis ringt dabei mit Haftar und einem Gegenparlament in Tobruk im Osten Libyens um die Macht. Auch innerhalb der jeweiligen Lager gibt es Konflikte. Aus dem Ausland werden die verschiedenen Gruppierungen von verschiedenen Staaten gegeneinander unterstützt. (APA/dpa, 30.10.2020)