Der zweite Lockdown ist Gift für den Handel.

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Corona riss eine Kluft im Handel auf. Der zweite Lockdown wird diese weiter vertiefen und auch hier Tausende Arbeitsplätze gefährden. Steht das öffentliche Leben still und schließt die Gastronomie, hat das weitreichende Folgen für die gesamte Wirtschaft. Am Handel lässt sich die enge Verflechtung hautnah ablesen. Konsum ist ein Spiegelbild der Gesellschaft.

Den Großteil der Geschäfte wie beim ersten Shutdown im Frühjahr über Wochen zu schließen, wäre fatal. Die Krise bricht schon genug Betrieben der Branche das Genick, der wirtschaftliche Schaden wäre enorm. Die Sicherheitsvorkehrungen im Handel sind mittlerweile hoch. Der Großteil der Konsumenten agiert diszipliniert. Auch beschränkte Kundenzahlen pro Quadratmeter haben sich bewährt. Die Risiken einer Ansteckung beim Einkaufen sind damit überschaubar.

Amazon lässt grüßen

Wäre der stationäre Handel vor Weihnachten zum Stillstand verdammt, würden zudem alle Dämme hin zum Onlinegeschäft brechen. Amazon lässt mit Rekordgewinnen schon jetzt aus seinen Steuerparadiesen grüßen.

Retten werden die offenen Geschäfte viele Händler im Zuge der neuerlichen Restriktionen aber nicht. Konsum ist ein sensibles Pflänzchen und braucht ein Klima der Zuversicht. Wer um seinen Job zittert oder diesen ohnehin schon verloren hat, dem vergeht jede Lust aufs Shoppen.

Hilferufe aus der Branche an die Politik sind verständlich. Eine Gleichstellung bei den für die Gastronomie vorgesehenen Förderungen kann es für alle Händler jedoch nicht spielen. Dafür gibt es zu viele Profiteure der Krise. Sperren die Wirte zu, winken Supermärkte satte zusätzliche Umsätze. Auch Möbelriesen, denen Investitionen der Österreicher ins eigene Haus und Heim zugute kommen, mit Steuergeldern aufzupäppeln, wäre ein verheerendes Signal.

Perspektive

Was es für Händler braucht, ist differenzierte Unterstützung. Ein erweiterter Fixkostenzuschuss, der klar nachweisbare Verluste ausbügelt, ist ein Instrument dazu. Auf dieser Basis sind Zwischenfinanzierungen möglich. Er gibt Betrieben, die darum kämpfen, Mitarbeiter zu halten, eine Perspektive.

Der Konsum wird vor Weihnachten nicht gänzlich verdorren. Entscheidend für die österreichische Wirtschaft ist es, wo dieser stattfindet. Fließt Kaufkraft noch stärker als bisher ins internationale Onlinegeschäft ab, wird das hierzulande weit mehr Jobs als gemeinhin befürchtet vernichten. (Verena Kainrath, 31.10.2020)