Rund 200 Menschen kamen am Samstag zum Heldenplatz, um gegen Lockdowns und Maskenpflicht zu demonstrieren.

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15.000 Menschen hätten laut Organisatoren am Samstagnachmittag zur Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen auf den Wiener Heldenplatz kommen sollen. Geworden sind es laut Angaben der Polizei 200 bis 250. Dabei haben die Organisatoren extra Nana Domena aus Deutschland einfliegen lassen. Der Moderator hatte schon bei den Querdenken-Demos in Stuttgart, Berlin, München, Rostock und Köln für Stimmung gesorgt – und er betreibt nebenbei einen Podcast mit dem bekannten Rechtsextremen Frank Kraemer. Jetzt heizt er in Wien die Menge an, auf "Ich sage Frieden – ihr sagt Freiheit!" folgen Sprechchöre der Demonstranten.

Der Sicherheitsabstand wurde laut Polizei größtenteils eingehalten.
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Je mehr Redner auf die Bühne kommen, desto kürzer wird die Liste der bisher nicht erwähnten Verschwörungstheorien und alternativen Fakten. Von "korrupter Wissenschaft", die von Bill Gates ermöglicht wird, ist ebenso die Rede wie von PCR-Tests, die "genau nichts" bringen, und einer "Lückenpresse", die nichts als "Schwedenbashing" betreibe.

Demonstration verlief friedlich

Maske trägt hier kaum jemand, dafür Schilder, die für "Atmen ohne Maske" werben oder vor Diktatur, einer "neuen Weltordnung", 5G und Impfzwang warnen. An einem Stand werden Gemälde feilgeboten, andere werden verlost, etwa ein Bild von Donald Trump als Hulk, der eine Schutzmaske zerreißt. Immer wieder ruft die Polizei per Lautsprecher dazu auf, Mund und Nase zu bedecken und den Sicherheitsabstand zu wahren. "Das ist verfassungswidrig", brüllt eine Frau dem Polizeiauto entgegen. Sie war es, die bei einer Demo Anfang September auf der Bühne eine Regenbogen-Flagge zerrissen hat.

Trump als Hulk: An einem Stand gab es einschlägige Gemälde zu kaufen und zu gewinnen.
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Nachdem es bei einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen am Nationalfeiertag zu zahlreichen Verstößen gekommen war, hatten sich Polizei und die Wiener Gesundheitsbehörde (MA 15) gegenseitig die Schuld zugeschoben. Im Vorfeld der Demo am Samstag wurde vereinbart, dass ein Experte der MA 15 im polizeilichen Einsatzstab die Situation laufend bewerten würde.

Auch Hitlervergleiche fehlten auf den Schildern nicht.
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Rave als Gegendemo

Laut Polizeiangaben sei die Demonstration aber friedlich verlaufen, neben fünf Anzeigen gegen das Covid-19-Maßnahmengesetz und sechs sonstigen kam es nur zu Verwarnungen, auch die Veranstalter hätten sich kooperativ verhalten und immer wieder zum Abstandhalten aufgerufen. Wegen des geringen Andrangs werde die Polizei, mit 350 Beamten in der Überzahl, einen Teil ihrer Kräfte wieder abziehen, hieß es am frühen Nachmittag.

Kaum Abstand, dafür Masken: Die Gegendemonstration zwischen den Museen.
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Als in der Abenddämmerung die Autorin Catharina Roland eine Geschichte über ein "in geheimen Laboren erfundenes Virus" vorliest, dröhnt bereits die Bass von der Gegendemo Rave for Solidarity von der anderen Seite des Rings herüber. Rund 100 bis 120 Teilnehmer haben sich laut Polizei zwischen den Museen eingefunden, um gegen Rassismus, Xenophobie und Verschwörungstheorie zu demonstrieren. Der Abstand wird dort kaum eingehalten, dafür trägt fast jeder eine Maske, die auch von den Veranstaltern ausgeteilt wird. "Leugnen hat noch kein Problem gelöst", ist dort zu lesen. Eine weitere Gegendemo im Volksgarten kam auf 20 Teilnehmer. (Philip Pramer, 31.10.2020)