Den Raspberry Pi kennt man normalerweise als kompakten Einplatinen-Rechner, den man üblicherweise selbst in ein fertiges oder selbst gedrucktes Gehäuse verfrachtet. Nun hat die Raspberry Pi Foundation allerdings eine neue Variante auf den Markt gebracht. Sie erinnert an Heimcomputer-Klassiker wie den Commodore 64 und nennt sich Raspberry Pi 400.

Erstmals kommt der Pi nun in einer Variante mit integrierter Tastatur. Als Basis dient die aktuelle Version 4, die für diese Zwecke jedoch modifiziert wurde. Sie hat einen eigenen Tastaturcontroller erhalten, allerdings wurden drei Anschlüsse eingespart. Es fehlen de CSI-Port für Kameras, der DSI-Anschluss für Displays sowie die 3,5mm-Klinkenbuchse für Lautsprecher oder Kopfhörer.

Foto: Raspberry Pi Foundation

Das 25,5 x 12,5 Zentimeter messende Gerät bringt allerdings weiterhin einen GPIO-Port mit. Dazu kommen drei USB-A-Anschlüsse, von denen zwei USB 3.0 bieten. Für Bildschirm- und Soundausgabe dienen zwei microHDMI-Schnittstellen. Hinzu kommen ein Gbit-Ethernet-Port und ein microSD-Einschub. Die Stromversorgung läuft über einen USB-C-Eingang. Ebenso dabei sind WLAN und Bluetooth.

Diese Grundausführung ist für 70 Dollar bzw. Euro erhältlich. Um 100 Dollar/Euro gibt es ein Paket mit 16-GB-microSD-Karte nebst vorab aufgespieltem Raspberry Pi OS, HDMI-Kabel, Maus, Netzteil und gedrucktem Handbuch.

Für Videochats und Office geeignet

Heise konnte den Raspberry Pi 400 bereits testen. Dank einem Aluminiumblech und einem Wärmeleitpad wird der Chip gut genug gekühlt, um auch unter Last nicht zu drosseln. Die Tastatur gibt es aktuell nur im angloamerikanischen QWERTY-Layout, lokalisierte Ausgaben sollen aber folgen. Einen eigenen Ein/Aus-Schalter gibt es nicht, diese Funktion findet sich stattdessen als Zusatzbelegung der F10-Taste. Die Boot-Zeit des Betriebssystems von der beigelegten microSD-Karte wird mit 25 Sekunden angegeben.

Foto: Raspberry Pi Foundation

Für aufwändige Tasks wie Videoschnitt oder Games ist der neue Raspberry-Spross freilich nicht geeignet. Für einfache Büroarbeiten hingegen reiche er aus. Auch Videokonferenzen lassen sich – in Verbindung mit einer USB-Webcam – damit problemlos erledigen, resümiert man. Damit könnte der Kleincomputer eine Alternative für Schüler und Studenten werden, die nicht über einen tauglichen PC oder Laptop verfügen und kein Budget für ein Neugerät haben.

In Spielebelangen muss man sich allerdings auf einfache Kost beschränken. Ebenfalls geeignet sollte der Raspberry Pi 400 sein, um per Emulator Retrogames zu spielen. Besonders anbieten würden sich freilich Klassiker aus der C64-Ära – wie etwa Bubble Bobble, Turrican oder Wizball. Und dank des GPIO-Ports steht auch allerlei Bastelprojekten nichts im Wege. (gpi, 2.11.2020)