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Für IG Kultur-Geschäftsführerin Yvonne Gimpel gibt es "nichts zu beschönigen": Der Lockdown des Kulturlebens sei eine Katastrophe und treffe die ohnehin schon schwer durch die Krise gebeutelte freie Szene doppelt hart, wie sie am Montag gegenüber der APA festhielt. Aber: "Wenn es zur Eindämmung der Pandemie erforderlich ist, dann wird der Kulturbereich weiterhin seinen Teil beitragen – so wie er es bislang vorbildlich mit viel Herzblut und unglaublichem Engagement getan hat."

Seit Monaten sei in die Entwicklung und Umsetzung von Sicherheitskonzepten investiert, fast jede Woche neue Maßnahmen gesetzt worden, um der sich ständig ändernden Rechtslage gerecht zu werden und dennoch ein Kulturangebot zu bieten. All die getroffenen Maßnahmen hätten auch dazu geführt, dass der IG Kultur bis dato kein Cluster bekannt sei, der von einer Kulturveranstaltung ausgegangen wäre. "Es ist schlicht frustrierend, dass trotz all dieser Bemühungen nun nichts mehr geht", so Gimpel. Die Ankündigung einer schnellen und unbürokratischen Hilfe, die zumindest 80 Prozent der Ausfälle ersetzt soll, bewertet sie "natürlich positiv – so sie auch tatsächlich schnell und unbürokratisch kommt. Ankündigungen alleine zahlen noch keine Rechnungen". Viele Kulturschaffende könnten es sich "schlichtweg nicht mehr leisten, auf eine Unterstützung Wochen bis Monate zu warten".

"Für die freie Kulturszene geht es an die Substanz der Existenz – und dies nicht nur unmittelbar durch den neuerlichen Lockdown, sondern grundsätzlich", schlägt Gimpel in dieselbe Kerbe wie zuvor etwa schon die IG Autorinnen Autoren. Denn realistischer Weise blieben die Aussichten auch für die Zeit nach dem Lockdown düster: "Es wird ein ständiges Hin und Her bleiben, bei der einmal ein bisschen mehr, einmal ein bisschen weniger geht, so überhaupt etwas möglich ist."

Das Publikum bricht weg

Aktuell werde an akuten Hilfsfonds gearbeitet, "der wahre Crash des Kulturlebens droht aber in den kommenden Monaten". Aufträge für Künstlerinnen und Künstler sowie Produktionen blieben aus, Planungsperspektiven für notwendige Vorbereitungs- und Probenarbeiten existierten nicht, finanzielle Sicherheit gebe es derzeit lediglich bis Jahresende, wenn die Fonds nach aktuellem Stand auslaufen. Und auch das Publikum breche immer mehr weg. Daher richtet Gimpel einen dringenden Appell an die Politik: "Wenn die freie Kulturszene nach der Krise nicht bei Null beginnen soll, braucht es ein umfassendes Investitionsprogramm, das nicht nur kurzfristig sondern zumindest bis Ende 2021 angelegt ist."

Das bedeute sowohl Investitionen in den Erhalt von Kulturräumen und Beschäftigung im Sektor, Kompensationen von Ausfällen um überhaupt noch Planungen zu ermöglichen, als auch Investitionen in vertrauensbildende Maßnahmen für das Publikum. "Denn letztlich geht es im Kulturbereich nicht nur um die Aufrechterhaltung eines wichtigen Wirtschaftssektors mit Arbeitsplätzen und Wertschöpfung, sondern um die Sicherstellung einer kulturellen Grundversorgung und eines vielfältigen Kulturlebens für alle." (APA, 2.11.2020)