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Mit Teheran hat Apple eine der aktuell spannendsten Serien im Angebot.

AP

Um im Dschungel der Streaming-Anbieter überleben zu können, braucht es zunächst einmal Content. Qualitativ hochwertig, viel davon und im Idealfall exklusiv. Apple TV Plus scheitert nach einem Jahr am Markt vor allem an der Quantität. Ein Makel, der sich trotz gefüllter Kriegskassa so schnell nicht beheben lässt.

Mangelndes Angebot

Während man bei Mitbewerbern wie Amazon Prime oder Netflix das Gefühl hat, das Angebot überrolle einen förmlich, ist die Auswahl bei Apple TV Plus auch nach einem Jahr überschaubar. Rund 30 Serien und einige Filme wirken wenig zeitgemäß und so findet man schnell die wenigen Perlen. Ted Lasso etwa, eine charmante und witzige Serie über einen Football-Trainer, die bereits nach den ersten Folgen aufgrund des Erfolgs um zwei Staffeln verlängert wurde. Mythic Quest, eine Kooperation mit dem Spiele-Entwickler Ubisoft, die das Leben in einem Gaming-Studio komödiantisch und überzeichnet darstellt. Ernster geht es bei der spannend inszenierten Spionage-Serie Teheran oder dem Comedy-Drama mit Bill Murray, On the Rocks, zu. Letzteren kann man als emotionalen Nachfolger zu "Lost in Translation" sehen.

Eine der beliebtesten Serien auf Apple TV Plus ist "Ted Lasso"
Apple TV

Während diese sehr sehenswerten Exklusivtitel bei steigender Bekanntheit User anlocken können und werden, braucht es für längere Treue laufend neuen Content. Ähnlich wie bei Amazon Prime gibt es deshalb auch die Möglichkeit Filme wie Vice, Knives Out oder Bombshell zu leihen (zwischen 1,99 bis 3,99 Euro) oder zu kaufen (9,99 Euro). Zuletzt hat auch der Disney-Film Mulan Einzug in das Kaufangebot gefunden. Übrigens zum selben Preis, wie er aktuell auf Disney+ angeboten wird (21,99 Euro). Einen richtigen "Back Catalogue", wie ihn eben erwähntes Disney+ zum Beispiel mit ihrem Star Wars und Marvel Angebot bieten, fehlt aber völlig.

Ein weiteres Problem für Apple: die meisten Kunden nutzen den Dienst deshalb, weil er mit jedem neuen Apple-Gerät für ein Jahr gratis mitgeliefert wird. Ausreichend Zeit, um sich den Content mehrfach anzuschauen und danach den Service zu kündigen, auch wenn die monatlichen Kosten mit rund 5 Euro sicher zu den günstigsten am Markt gehören.

Zukunft ungewiss

Eigentlich will Apple in den nächsten Wochen in Österreich mit ihrem Sammeldienst Apple One starten. Dieser beinhaltet neben Apple TV Plus hierzulande auch Apple Music, Apple Arcade und je nach Abo eine bestimmte Menge Cloud-Speicher in der iCloud. Ab 14,95 Euro wird dieser Service erhältlich sein. Mit einem starken Apple TV Plus für viele sicher eine Überlegung wert. So aber werden viele potenzielle Kunden zögern und erstmal abwarten, ob das Angebot in den nächsten Monaten umfangreicher wird.

Aufgeben wird Apple Ihre Bemühungen in diese Richtung mit Sicherheit nicht. Noch immer zählt die Firma zu den wertvollsten der Welt (aktuell ca. 2 Billionen Dollar) und hat damit ausreichend Ressourcen, Serien und Filme weiterhin selbst zu produzieren oder einzukaufen. Aktuellstes Beispiel ist der neue James Bond Film "No Time To Die", dessen Kino-Debut sich aufgrund von Covid-19 immer wieder verzögert. Gemeinsam mit Netflix liefert sich Apple deshalb gerade laut Branchenblatt Variety einen Wettstreit, um den Film exklusiv anbieten zu können. Filmeigentümer MGM hat in einer letzten Stellungnahme jedoch betont, dass der Film im April 2021 in die Kinos kommen soll. Abwarten, ob hier das letzte Wort schon gesprochen wurde. (Alexander Amon, 02.11.2020)