Elektronenmikroskopische Aufnahme von Donwilhelmsit-Kristallen.
Foto: Museum für Naturkunde Berlin, Ansgar Greshake

Die Mineralogie ist um einen Begriff reicher: Donwilhelmsit. So lautet der Name eines bislang unbekannten Minerals, das in einem Mondmeteoriten gefunden wurde, wie das Berliner Museum für Naturkunde berichtet. "Seit 25 Jahren arbeite ich täglich an Meteoriten, aber plötzlich als erster ein neues Mineral aus dem Weltall zu entdecken und dann zu erforschen, ist ein überwältigendes Gefühl", sagt Ansgar Greshake, Wissenschaftlicher Leiter der Meteoritensammlung am Museum.

Bisher sind weltweit etwa 5.000 Minerale bekannt. Weniger als 50 werden jährlich neu beschrieben. Donwilhelmsit mit der Formel CaAl4Si2O11 besteht hauptsächlich aus Kalzium-, Aluminium-, Silizium- und Sauerstoffatomen und wurde innerhalb von Schmelzschockzonen des Mondmeteoriten Oued Awlitis 001 entdeckt, der 2014 in der Westsahara gefunden wurde. Ein Teil dieses Meteoriten ist heute im Naturhistorischen Museum Wien ausgestellt.

Mineral zeigt Transport von Krustensedimenten in den Erdmantel an

Oued Awlitis 001 ähnelt in seiner Zusammensetzung den Gesteinen, aus denen die Kontinente der Erde bestehen. Erodierte Sedimente dieser Kontinente werden durch Wind und Flüsse in die Ozeane transportiert und als Teil der dichten ozeanischen Kruste durch die Bewegung der Erdplatten in den Erdmantel subduziert. Einmal in Tiefen von etwa 460 bis 700 Kilometer gelangt, verwandeln sich die Mineralbestandteile der ozeanischen Kruste unter extremen Druck- und Temperaturverhältnissen in andere Mineralphasen. Zu diesen ist nun auch das neuentdeckte Donwilhelmsit zu zählen.

Das im Fachjournal "American Mineralogist" vorgestellte Mineral wurde zu Ehren des US-amerikanischen Mondgeologen Don E. Wilhelms benannt. Wilhelms war seinerzeit an der Auswahl des Landeplatzes und der Datenanalyse der Apollo-Weltraummissionen beteiligt, die die ersten Gesteinsproben vom Mond zur Erde brachten. (red, 3. 11. 2020)