Die Exterieur-Designer waren bei der Vorab-Präsentation in Lissabon Anfang des Jahres etwas indigniert. Was heißt da Nasenbär? Na ja, der längere Frontüberhang halt, verglichen mit dem Vorgänger-A3. Letztlich klärte sich die Sache so: Audi hat seinen Kompakten unter anderem auf eine neue US-Crashnorm hin getrimmt, die dann aber nicht gekommen ist. Das erklärt die drei Zentimeter, die er in der Länge zugelegt hat, bei zwar etwas größeren Spurweiten, aber weiterhin 2,64 m Radstand und 380 l Kofferraum.

Zackiger und mit größerem Singleframe setzt der A3 mehr auf Kante und Breite in der äußeren Erscheinung.
Foto: Stockinger

In Kapitel Fahrwerk gönnen die Ingolstädter sich gegenüber den anderen Konzernmarken den Luxus völlig eigenständiger Komponenten und Abstimmungen. Das geht bis hin zur adaptiven Dämpferregelung im S3 mit zentralem Steuergerät. Aber auch schon der "banale" A3 35 TFSI, mit 6-Gang-Schaltung und 150 PS, legt in dem Punkt eine überzeugende Vorstellung hin, die Federkennung ist straff und dennoch komfortabel, das fährt sich ausgesprochen angenehm und sauber.

Und der Motor? Der 1,5-Liter-Turbo-Vierzylinder ist aus breiter Verwendung sattsam bekannt, erfreut aber jedes Mal wieder durch Spritzigkeit und Kultiviertheit bei mäßigem Spritkonsum. Wir kamen auf einen Testschnitt von knapp sieben Litern, beim gleich motorisierten 48-Volt-Mildhybrid (gibt’s nur mit Doppelkupplungsgetriebe) schafft man es locker auch deutlich darunter.

Innen setzt sich das fort.
Foto: Stockinger
Grafik: Der Standard

Greifbare Tasten

Die dynamische Außenerscheinung mit dem riesigen Singleframe-Grill setzt sich innen fort. Besondere Auffälligkeit: Gegenüber Golf, Seat Leon und Škoda Octavia sind die mittigen Lüftungsdüsen höher am Armaturenträger angebracht, woraus eine harmonischere Verteilung des Luftstroms vorne resultiert. Vor allem aber, Stichwort neues Bedienkonzept, setzt Audi weiterhin und ganz bewusst auf physisch greifbare Tasten zur Klimaeinstellung, die Bedieneinheit liegt unter dem zentralen, serienmäßig 10,1 Zoll großen Tatschbildschirm.

Der Rest ist Digitalisierung und Vernetzung volles Programm, dem Trend kann sich kein Hersteller entziehen, und um die nächsten Jahre für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, setzt man auf den Modularen Infotainmentbaukasten (MIB) dritter Generation mit zehnfach höherer Rechenleistung als bisher.

Neben all der digitalen Transzendenz hat Audi aber nicht auf die analoge, greifbare Seite des mobilen Lebens vergessen, schließlich muss man ja auch wo sitzen (man tut das gut) und Leute sowie größeren und kleineren Kram unterbringen – nirgends Grund zum Klagen. (Andreas Stockinger, 8.11.2020)