Gab eine Pressekonferenz in Berlin: die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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"Die aktuelle Lage macht uns Sorgen." So äußerte sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag, und sie unterstrich dies mit einem Auftritt, der den Ernst verdeutlichen sollte.

Zum ersten Mal seit längerer Zeit erschien Merkel wieder vor den Hauptstadtjournalisten in der Bundespressekonferenz und sprach dabei ausschließlich über den Kampf der Regierung gegen Corona.

Der Tag war natürlich kein x-beliebiger: Am Montag traten in Deutschland wieder Maßnahmen in Kraft, die die Menschen zum Großteil in den Lockdown führen. Und Merkel war es ein Anliegen, persönlich und ausführlich für die neuen Regeln zu werben.

Lockdown als "Wellenbrecher"

Schulen und Kindergärten bleiben, im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr, diesmal geöffnet; ebenso dürfen alle Läden offen halten. Restaurants, Kneipen und Bars hingegen dürfen nur noch Take-away anbieten. Kinos, Fitnessstudios, Theater, Schwimmbäder, Saunen oder Bibliotheken müssen im November dichtmachen, Gottesdienste sind erlaubt.

"Die Maßnahmen sind hart, das weiß ich", erklärte Merkel. Man müsse in den kommenden vier Wochen auf "vieles verzichten, was das Leben schön macht". Sie könne auch den "Unmut und Unwillen verstehen. Doch die Regularien sollen ein "Wellenbrecher" sein, um vor allem in zwei Punkten eine Wende zu erreichen.

50 Neuinfizierte auf 100.00 Einwohner als Ziel

Erstens dürfe man nicht zusehen, "wie wir näher und näher an die Belastungsgrenze" bei den Intensivbetten kommen, so Merkel. Und es müsse, zweitens, wieder gelingen, Infektionsketten nachzuvollziehen. Dies sei den Gesundheitsämtern beim derzeitigen Inzidenzwert von 127 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohnern nicht mehr möglich. Merkel: "Wir müssen wieder in die Region von 50 kommen."

Wenn das gelinge, dann "schaffen wir uns die Voraussetzungen für einen erträglichen Dezember". Das hänge aber davon ab, "dass eine große Zahl der Menschen vernünftig ist und mitmacht". Merkel warnte aber auch davor, zu glauben, dass im Dezember alles schon vorbei sein könnte: "Das Licht am Ende des Tunnels ist noch weit entfernt."

Weihnachten nicht einsam

So könne sie sich nicht vorstellen, dass es "rauschende Silvesterpartys" geben werde. Mit Blick auf den 24. Dezember betonte die Kanzlerin hingegen: "Es soll kein einsames Weihnachten sein." Kernfamilien sollen sich besuchen können. Das werde aber davon abhängen, "was wir im November hinbekommen".

Auf die Frage, was passieren könne, wenn die Maßnahmen nicht greifen, wollte Merkel zunächst nicht eingehen. Dann stellte sie den Deutschen aber doch die Rute ins Fenster und erinnerte daran, dass die Regeln bei den persönlichen Kontakten derzeit nicht so streng seien wie während der ersten Welle im Frühjahr.

Damals durften sich nur zwei Personen treffen – jetzt immerhin zwei Haushalte mit bis zu je fünf Personen. Merkel: "Wenn man nicht zufrieden ist, könnte man über so was nachdenken." Eine weitere Möglichkeit wäre, Schüler im Unterricht bundesweit Mund-Nasen-Schutz tragen zu lassen. (Birgit Baumann aus Berlin, 2.11.2020)