Ein herzhaftes "Oaschloch" trägt zur Aufmunterung bei.

Screenshot: Pichler / STANDARD

Es ist ein Bild, das sich in den vergangenen Jahren bei jedem Terroranschlag wiederholte: Innerhalb weniger Minuten überschlagen sich wilde Spekulationen – im Wettlauf darum, der "Erste" zu sein, verbreiten selbst renommierte Journalisten schon mal Falschinformationen. Und trotz aller Warnungen und Bitten der Behörden, dies nicht zu tun, kursieren bald danach die ersten Videos, die das gesamte Grauen im Detail wiedergeben.

All das gab es in der Nacht auf Dienstag auch angesichts des Anschlags in der Wiener Innenstadt. Und doch ist das nur ein Teil der Wahrheit, gab es doch auch die andere Seite in den sozialen Medien. Jene Stimmen, die Unterstützung anboten, die Geschichten, die ein bisschen Aufmunterung boten.

Zusammenhelfen

Unter den Hashtags #SchwedenplatzTür oder auch #OpendoorsVienna organisierte sich am Montagabend rasch eine Form der direkten Hilfe: Personen, die im Umfeld des Anschlags wohnen, boten all jenen, die auf der Suche nach einem sicheren Rückzugsort waren, Unterschlupf an. Ein Angebot, das in der anfänglich noch äußerst unsicheren Informationslage dankend angenommen wurde. So berichtet die Schriftstellerin Julya Rabinowich via Twitter davon, dass sich bei ihr zwei junge Frauen auf das Angebot gemeldet hätten, wodurch ihr Gästebett nun gefüllt sei.

Andere Nutzer suchten wiederum aktiv nach einem Unterschlupf – zum Teil auch für andere. Immerhin waren viele zunächst in Lokalen gefangen und taten sich schwer damit, später wieder sicher nach Hause zu kommen. Auch Angebote, Personen mit dem Auto aus der Gegend abzuholen, machten die Runde. Nicht minder hilfreich waren die Hinweise jener Nutzer, die Informationen zum psychischen Support zusammengetragen hatten. Immerhin sind solche Ereignisse für viele traumatisierend – und dazu müssen sie gar nicht direkt vor Ort betroffen sein.

Weiterspielen

Ebenfalls für einigen Applaus sorgten die Reaktionen diverser Kulturschaffender. So berichteten Besucher, dass der Percussionist Martin Grubinger seinen Auftritt im Konzerthaus trotz Information über den Terroranschlag nicht nur fortsetzte, sondern auch noch mehrere Zugaben lieferte, um die Personen im Gebäude möglichst ruhig zu halten. Und auch die Wiener Philharmoniker gaben für all jene, die in der Staatsoper festsaßen, ein Gratiskonzert.

Wienerische Reaktionen

Zwischendurch gelang es einem unbekannten Wiener sogar, bei so manchen Nutzern ein kleines Schmunzeln auslösen. Und zwar mit der wienerischsten aller Reaktionen: Auf einem der in den sozialen Medien kursierenden Video ist zu hören, wie jemand dem Attentäter ein herzhaftes "Oaschloch!" nachruft. Diese Episode hatte wiederum einen interessanten Effekt zur Folge: Kurzfristig landete der Begriff "Oaschloch" auf Twitter unter den Trending-Begriffen für Österreich. (apo, 3.11.2020)