Vor vier Jahren habe ich am gleichen Tag an der gleichen Stelle geschrieben: Sicher ist, dass kein Gentleman ins Weiße Haus einziehen wird. Das war, retrospektiv gesehen, eine relativ einfache Voraussage. Aber sie hätte ja auch falsifiziert werden können: vom Wahlsieger. Der sie hingegen übererfüllt hat, mehr, als man damals ahnen konnte. Es war die treffsicherste Prognose aller vor der Wahl 2016 abgegebenen Prognosen.

Etwas Vergleichbares können wir bei den US-Präsidentschaftswahlen 2020 nicht bieten. Wenn Sie heute das Einserkastl lesen, wissen wir vielleicht noch gar nicht, ob wir weiter einen 45. Präsidenten der USA haben werden oder schon einen 46. Unter Umständen kennen wir den Wahlsieger wirklich noch nicht, möglich ist jedoch auch, dass wir ihn kennen, aber nicht wissen, ob er das Weiße Haus beziehen wird.

Aber vielleicht kommt es auch ganz anders, alles läuft glatt, und die USA beweisen sich einmal mehr als das, wofür wir sie bewundern und lieben. Aber die allgemeine Stimmung, die große Bedrückung inmitten von Terror und Corona, legt Pessimismus nahe: Nur wenige werden sich demgemäß gestern Abend halbwegs hoffnungsfroh zu Bette begeben haben – während die anderen den nächsten Tiefschlag herbeidräuen sahen.

Nein, die Jahre mit Trump waren nicht lustig. Das wird es, gleich wie es ausgeht, auch jetzt nicht. Ist auch nicht nötig. Normal würde reichen. (Gudrun Harrer, 4.11.2020)