Der islamistische Terror ist nach Jahrzehnten nach Österreich zurückgekehrt.

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Wien – Nachdem der palästinensische Terror in den 1970er- und 1980er-Jahren bis weit nach Europa ausstrahlte – Österreich war etwa 1981 beim Angriff auf eine Wiener Synagoge und 1985 am Flughafen Schwechat Schauplatz – rückte die Angst vor islamistischen Anschlägen auf dem Kontinent in den 1990ern in den Hintergrund. Nach 9/11 mehrten sich die Attacken auf westliche Ziele wieder. Die Bombenattentate auf Züge in Madrid 2004 und auf U-Bahnen in London 2005 kosteten hunderte Menschenleben.

Im Folgejahrzehnt gab es immer wieder Angriffe von Einzeltätern in Ländern der Europäischen Union, denen aber zum Glück nur selten Menschen zum Opfer fielen. Ab 2015 änderte sich das. Nach der Veröffentlichung der berüchtigten Mohammed-Karikaturen des Pariser Satiremagazins "Charlie Hebdo" im Jänner stürmten Jihadisten die Redaktion und andere Orte in der französischen Hauptstadt und töteten 17 Menschen. Im November desselben Jahres starben 130 Menschen bei den Attacken auf die Konzertlocation Bataclan.

2016 und 2017 wurden bei islamistischen Anschlägen ebenfalls dutzende Menschen getötet und hunderte verletzt. Diese Jahre bilden aus heutiger Perspektive den bisherigen Höhepunkt des Terrors. Danach hielten sich die Angriff in Grenzen, und 2020 wurde bis Ende September kein einziger Vorfall registriert – bis im September die Mohammed-Karikaturen zu Prozessbeginn erneut veröffentlicht wurden und seither in nur fünf Wochen bei fünf Angriffen ähnlich viele Tote und Verletzte zu beklagen waren wie in den Gesamtjahren 2018 und 2019.

Der Rückgang des Terrors nach seit 2016 und 2017 lässt sich nicht nur an den vollzogenen, vereitelten und misslungenen Anschlägen und der deshalb sinkenden Opferbilanz ablesen, sondern auch an der geringeren Zahl an Verhaftungen trotz immer weitreichenderer Gegenmaßnahmen.

Österreich ist seit dem Anschlag in Wien am Montag das zehnte EU-Mitgliedsland, auf dessen Boden in den vergangenen zwanzig Jahren Menschen durch islamistischen Terror ums Leben kamen.

Am stärksten betroffen waren seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts das Vereinigte Königreich, Belgien sowie Frankreich, wo seit 2015 jedes Jahr zumindest drei Personen Opfer des Glaubenskriegs wurden. (Michael Matzenberger, 3.11.2020)