Verletzte werden nach Kapazitäten und Art ihrer Verletzung auf die Unfallabteilungen verteilt.
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Die Lage ist unklar, die Gerüchte über Verletzte mehren sich, vielleicht hat es sogar Tote gegeben: Während die Öffentlichkeit noch spekuliert, läuft in der Stadt Wien schon das Notfallprogramm ab. "Bei solch schrecklichen Ereignissen greifen die Krisenpläne", sagt ein Sprecher aus dem Büro des Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) und gibt Einblick, wie es dann läuft.

Die Krisenpläne sehen einen Krisenstab vor, in dem neben der Polizei und dem Innenministerium auch die Wiener Berufsrettung und die Stadtregierung sitzen. Sehr schnell wurde die Wiener Innenstadt zur roten Zone erklärt. Niemand durfte rein oder raus, das konnten auch alle Menschen, die die Berichterstattung über den Terrorangriff im Fernsehen mitverfolgten, immer wieder hören. Die Herausforderung für die Rettung: Sie muss in die gesperrte Zone zu den Tatorten und wird von der Polizei an die Einsatzorte gelotst.

Ziemlich schnell sei auch klar gewesen, dass sämtliche Verletzten Opfer, also keine Täter sind, heißt es weiter. Wenn Täter verletzt sind, müssen sie polizeilich begleitet werden, das hätte wiederum eine andere Logistik erfordert.

Triage durch die Rettung

Eine zentrale Aufgabe der Berufsrettung bei einem Terrorangriff ist die Triagierung der Verletzten, also die Einschätzung, ob Verletzte leicht, schwer oder sehr schwer verletzt sind. Schwerverletzte haben selbstverständlich Priorität. Es erfolgt noch am Tatort eine Notversorgung, Verletzte werden dann transportfertig gemacht und mit Blaulicht und Sirene ins Krankenhaus gefahren. Die vielen Sirenen in der Stadt waren auch auf die Rettungsfahrzeuge zurückzuführen.

Parallel dazu werden die freien Kapazitäten auf den Unfallambulanzen abgefragt, und dementsprechend wird mit der Verteilung begonnen. Je größer die Unfallaufnahmen, umso mehr Verletzte werden aufgenommen. Sie werden auch nach der Art ihrer Verletzung auf die Krankenhäuser verteilt, heißt es vom Wiener Gesundheitsverbund. Genaue Auskünfte dazu, wo genau die 23 Verletzten behandelt wurden und noch werden, gibt es nicht.

Unabhängig von Corona

Die Verteilung habe auch nichts mit der Corona-Versorgung zu tun, da diese nach ganz anderen Kriterien abläuft, "es waren keine Ressourcen blockiert", heißt es aus dem Gesundheitsverbund. Die 23 Verletzten fallen hinsichtlich der Gesamtbelastung nicht stark ins Gewicht. "Das ist gut bewältigbar", so eine Sprecherin – obwohl man sich mitten in der Pandemie befinde.

Der Krisenstab ist weiter in Bereitschaft – und mit ihm die Berufsrettung, darauf könnten sich die Wienerinnen und Wiener verlassen, betont der Sprecher aus dem Büro des Gesundheitsstadtrats. (Karin Pollack, Bernadette Redl, 4.11.2020)