Bei diesem gewaltigen Gapjump verletzte sich Valentina Höll – hier fliegend – in Leogang und verpasste so die Heim-WM.

Foto: Bartek Wolinski/Red Bull Content Pool

David Trummer auf dem Weg zum WM-Silber.

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Während Valentina Höll am vergangenen Montag die Fäden aus ihrer heilenden Knöchelverletzung gezogen bekam, waren David Trummer und Andreas Kolb noch auf dem Rückweg vom Weltcupfinale im portugiesischen Lousã. Die drei heimischen Downhillstars blicken auf eine kurze Saison 2020 mit extremen Höhen und Tiefen zurück – wobei die Höhen überwogen haben, wie sie im Gespräch mit dem STANDARD-Tretlager erzählen.

Das Ausnahmetalent Vali Höll. Viele trauen ihr zu, im Damenrennsport neue Maßstäbe zu setzen.
YT Industries

Die 18-jährige Saalbacherin Höll wollte heuer eigentlich ihre erste Saison bei den Elite-Damen, der Erwachsenenklasse im Downhillsport, bestreiten – doch der mächtige Gap-Jump bei der Heim-WM Anfang Oktober in Leogang machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Im letzten Training kam sie kurz und krachte in den Landehügel. Fazit: Alle Bänder im Knöchel gerissen und zusätzlich noch Knochenabsplitterungen. Höll wäre als Favoritin in den WM-Lauf gestartet, hatte die schnellste Qualifikationszeit vorgelegt. Nun musste sie die Weltmeisterschaft wie auch die folgenden Weltcuprennen auf dem Bildschirm verfolgen.

Höll freut sich auf zweite erste Elite-Saison

Doch die junge Saalbacherin bleibt trotz Verletzungspech optimistisch: "Jetzt fahre ich halt 2021 meine zweite erste Elite-Saison." Nachdem Höll in den vergangenen Jahren die Juniorinnenklasse nach Belieben dominiert hat, traut man ihr auch bei den Elite-Damen Großes zu. Die in sie gesetzten Erwartungen für die heurige Saison waren dementsprechend. Sie selbst hält den Ball flach: "Es war auch spannend, die Rennen als Zuseherin zu verfolgen. Es gibt mittlerweile viele starke Frauen, es gab jedes Mal eine anderer Siegerin. Ein Podium traue ich mir nächstes Jahr auf jeden Fall zu."

Zurück aufs Bike darf Höll frühestens 2021, die Verletzung braucht noch Zeit, um auszuheilen. Doch dann will sie voll durchstarten. Die Maturaprüfung hat sie bereits erledigt und will sich fortan ganz dem Downhillen widmen. Und sie verrät im Interview, dass sie sich dafür womöglich ein neues Team suchen wird. Auf die Frage, ob sie wieder für den YT Mob, die das Jahrhunderttalent bereits im zarten Alter von nur 14 Jahren unter Vertrag genommen haben, starten wird, meint Höll nur: "Wir werden sehen." Spätestens beim ersten Weltcupstopp Ende April in Maribor wird man mehr wissen.

David Trummers großer Tag in Leogang.
The YT Mob

Österreichs erster Vizeweltmeister im Downhill-Mountainbiken, David Trummer, wird seinem YT Mob treu bleiben, wie er sagt. Für den Steirer war 2020 die erste Saison in einem Profiteam, im Vorjahr brillierte "Daveboy" noch als Privatier. Doch dieser Wechsel hat gut getan, wie er sagt: "Es ist schon sehr cool, dass nun alles so professionell für einen vorbereitet wird."

Trummer liebt die Extreme

Trummer hat heuer seine beeindruckenden Leistungen aus dem Vorjahr bestätigt. Nach dem österreichischen Doppelsieg (Valentina Höll triumphierte die Damenwertung) beim – wegen Corona etwas ausgedünnten Starterfeld – Innsbrucker Crankworx-Rennen im September sorgte der 26-Jährige bei der Heim-WM in Leogang für die Sensation. Er holte bei widrigen Bedingungen die Silbermedaille. Ein Déjà-vu für den rasenden Gnaser. 2011 wurde Trummer Juniorenvizeweltmeister bei der Regenschlacht von Champéry. Downhillfans erinnern sich an den legendären Siegeslauf des Briten Danny Hart beim damaligen Herrenrennen.

Ob er ein Regenspezialist sei, weiß Trummer nicht so recht: "Regenspezialist würde ich mich nicht nennen, aber offenbar liegen mir extreme Verhältnisse." Das mag daher rühren, dass der Steirer oft und gern am Grazer Hausberg Schöckl trainiert, wo es ruppiger zur Sache geht. Und 2021 könnte ihm diese Eigenschaft wieder nützen, denn die WM wird in Val di Sole stattfinden, das für steiles Terrain bekannt ist. "Diese Strecke liegt mir sehr", freut sich Trummer.

2021 sollen Weltcup-Podien folgen

Die beiden Doppelrennen in Slowenien und Portugal, die den heurigen Corona-verkürzten Weltcup ausmachten, waren weniger nach seinem Geschmack. "Die Belastung von zwei Rennen an einem Wochenende war schon enorm." In Maribor sei er "übermotiviert" gewesen vom Vizeweltmeistertitel kurz davor. In Lousã hat ihn wiederum ein Mageninfekt geplagt. Am Ende wurde es trotzdem der 12. Rang im Gesamtweltcup. Für 2021 hat Trummer klare Ziele: "Endlich auch einen Weltcup-Podiumplatz erkämpfen."

Andreas Kolb und sein Gamux-Team bieten in ihrem Video einen Blick hinter die Kulissen der Downhill-WM in Leogang.
GAMUX Factory Racing

Mit dem Schladminger Andreas Kolb ist das rot-weiße-rote Downhilltrio perfekt. Das STANDARD-Tretlager erreichte den bestens gelaunten 24-Jährigen, als er am Dienstag gerade vom letzten Weltcupstopp aus Portugal nach Hause zurückkam. Die gute Stimmung rührt von den beeindruckenden Ergebnissen her, die Kolb heuer einfahren konnte: "Mir geht grad alles sehr leicht von der Hand. Ich habe konstant meine bisher besten Platzierungen geschafft und bin dabei verletzungsfrei geblieben."

Beste Platzierung mithilfe des Wetterkarmas

Mit dem 14. Platz, seiner bisher besten Weltcupplatzierung, beim Abschlussrennen in Lousã war er zwar nur bedingt zufrieden, weil die Topfahrer mit Regen zu kämpfen hatten, während er selbst noch bei trockenen Bedingungen gestartet war. Doch für den Schladminger ist das ausgleichende Gerechtigkeit: "Im Vorjahr hat mich das Wetter dreimal so erwischt, diesmal hatte ich eben Glück."

Auch Kolb will seinem Team, dem Schweizer Rennstall Gamux, treu bleiben. Hat er doch selbst an seinem neuen Arbeitsgerät mitgearbeitet. Denn das Gamux-Bike, das er im Weltcup fährt, ist erst seit drei Wochen am Markt erhältlich, und der Obersteirer hat als Fahrer bei der Entwicklung mitgewirkt. Kommende Woche, so hofft er, wird er seinen Vertrag für 2021 unterzeichnen. Dass die Aktie Kolb am Downhillmarkt mittlerweile hoch gehandelt wird, zeigen die Angebote anderer Teams, die an ihn herangetragen wurden. Ein Wechsel sei für ihn aber kein Thema: "Warum sollte ich jetzt etwas ändern?"

Top Ten als Ziel für Kolb

Im nächsten Jahr will der Steirer, der heuer auf Platz 21 der Weltcupgesamtwertung landete, mit Top-Ten-Platzierungen aufwarten. Und er möchte schon im Qualifying mehr Punkte für die Gesamtwertung herausfahren: "Da war ich bisher oft zurückhaltender und fuhr auf Sicherheit." Und Kolb will auch Danke sagen, und zwar dem Österreichischen Radsport-Verband (ÖRV), genauer gesagt den dort für Downhill zuständigen Bernd Kindermann sowie Ex-Weltcup-Fahrer Markus Pekoll: "Ihre Unterstützung war heuer großartig." (Steffen Arora, 4.11.2020)