Am Ende gab's eine Abfuhr.

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Salzburg – Es gibt Tage, da fühlt sich der Gang ins Fußballstadion wie die Reise in eine Parallelwelt an. Seltsam deplatziert, aber wohltuend. Ein kleines bisschen Normalität. Die äußeren Gegebenheiten passten sich der Stimmung am Dienstagabend an, Salzburger Novemberregen und leere Ränge ergaben eine traurige Kulisse.

In ganz anderen Zeiten wäre es ein Festtag des Fußballs gewesen. Der FC Salzburg empfing den FC Bayern am dritten Spieltag der Champions League, das ist ein Gustostückerl. Aber es sind eben diese unseligen Zeiten, also hing vor der Salzburger Fankurve ein offenbar hastig produziertes "Pray for Vienna"-Transparent, die Kicker spielten im Trauerflor, Schiedsrichter Danny Makkelie pfiff die Schweigeminute an und ab. Dann: Fußball.

Blitzstart

Beide Teams hatten die Handbremsen in den Kabinen gelassen, Jerome Boateng lenkte einen ersten Ulmer-Torschuss zum Corner ab (3.). Auch der zweite Salzburger Versuch wurde geblockt, dieser landete aber vor Mergim Berishas Füßen. Aus rund zehn Metern ließ er Manuel Neuer keine Chance, das war das 1:0 für Salzburg (4.).

Fast verschenkten die Bullen die schnelle Führung. Nach einem Corner fehlte André Ramalho hinten, Dominik Szoboszlai sah sich nicht bemüßigt, mit Robert Lewandowski mitzulaufen. Der Steilpass kam zu spät, Abseits. Bayern wurde stärker. Erst rettete Ramalho auf der Linie, dann nahm der Referee einen Elfmeter nach Videostudium zurück (13.). Für das Erkennen von Lucas Hernandez' Abseitsstellung bei dessen vermeintlichem Ausgleich brauchte es den Fernseher nicht.

Salzburg war ebenbürtig. Ramalho köpfelte nach einem Corner wuchtig aufs Tor, bei vielen Goalies ist das das 2:0. Nicht bei Manuel Neuer. Die 21. Minute: Thomas Müller war im Strafraum geschickt, Enock Mwepu eher weniger. Klarer Elfer, 1:1 Lewandowski.

Die Partie blieb flott, Salzburgs Offensive lief spektakulär flüssig, einzig der entscheidende Pass war oft zu unpräzise. Sekou Koita verschlief eine Schussgelegenheit aus sieben Metern. Aus dem Off drohte das Phrasenschwein: "Tore, die man nicht schießt ..." Salzburgs Eckbälle blieben gefährlich, und zwar für beide Teams. Bayern konterte nach einem Corner blitzsauber, hatte Überzahl – und Lewandowski haute den Ball vom Sechzehner drüber (36.). Bayern-Rechtsverteidiger Benjamin Pavard hatte Glück, für ein Foul an Koita nicht Gelb-Rot zu sehen. Minute 44: Bayern kombiniert, Müllers wuchtige Hereingabe landet via Rasmus Kristensens Kopf im (Eigen-)Tor. 2:1 Bayern, Pausentee.

Kein Blitzstart

Keine Minute nach Wiederanpfiff verpasste Mwepu den Ausgleich knapp. Salzburg war bissig, Bayern besser. Minute 62: Wieder kontert Bayern nach einem Eckball, Cican Stankovic pariert Serge Gnabrys Schuss neueresk. Zwei Minuten später tat es ihm die Querlatte gleich. Andere Seite: Ramalho gewinnt den Ball, setzt den soeben eingewechselten Masaya Okugawa ein, der schießt das 2:2 (66.). Salzburg wollte mehr, Noah Okafors Schüsschen aus herrlicher Position war dafür eher kein Beleg (73.).

Minute 79: Eckball Bayern, Kopfball Boateng, 3:2. Minute 83: Angriff Bayern, Edeljoker Leroy Sané macht einen Haken und trifft ins Kreuzeck. Bayerns Qualität schlug durch, Lewandowski und Hernandez trafen noch (88., 92.). Noch einmal predigt das Phrasenschwein: "Ein Fußballspiel hat 90 Minuten, und am Ende gewinnen die Deutschen." Die Bayern sind da mitgemeint. Ein bisschen Normalität an einem grauen Abend. Im Parallelspiel trennten sich Lok Moskau und Atlético Madrid 1:1. (Martin Schauhuber, 3.11.2020)

Red Bull Salzburg – Bayern München 2:6 (1:2)

Tore: Berisha (4.), Okugawa (66.) bzw. Lewandowski (21./Elfmeter, 88.), Kristensen (44./Eigentor), Boateng (79.), Sane (83.), Hernandez (92.).

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Andre Ramalho, Wöber, Ulmer – Camara, Junuzovic (65. Okugawa) – Mwepu, Szoboszlai – Berisha (76. Onguene), Koita (65. Okafor). – Trainer: Marsch

München: Neuer – Pavard (74. Sarr), Jerome Boateng, Alaba, Hernandez – Kimmich, Tolisso (74. Martinez) – Gnabry (90.+1 Douglas Costa), Thomas Müller (90.+1 Musiala), Coman (75. Leroy Sane) – Lewandowski. – Trainer: Flick