Für einen Feldversuch bauten deutsche Forscher Hanf auf dem trockenen Boden von Potsdam an.
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Einstmals eine weltweit verbreitete Pflanze, die jahrtausendelang für die Herstellung von Fasern gewonnen wurde, ist Hanf im vergangenen Jahrhundert erst durch Baumwolle und später durch synthetische Fasern fast vollständig verdrängt worden. Doch vielleicht wird dies auf lange Sicht nur ein Zwischenspiel gewesen sein und die uralte Kulturpflanze erlebt ein Comeback. Denn Hanf (Cannabis sativa L.) hätte laut einer aktuellen Studie einen großen Vorteil: Er verbraucht viel weniger Wasser als Baumwolle, wie das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) berichtet.

Drei niederschlagsarme Jahre in Folge haben den Blick auf die Verfügbarkeit von Wasser für die landwirtschaftliche Produktion geschärft. Angesichts des Klimawandels wird der Ruf nach einer nachhaltigen Wirtschaftsweise lauter, die einen sorgsamen Umgang mit dieser knappen Ressource ermöglicht. Dies könnte zur Strategie führen, Pflanzenarten mit hohem Wasserbedarf durch solche zu ersetzen, die in der Lage sind, sprichwörtlich mehr aus jedem Tropfen Wasser herauszuholen.

Im Vergleich

Der Baumwollanbau ist verbunden mit einem hohen Wasserbedarf von mindestens 750 Millimeter Niederschlags- bzw. Bewässerungswasser pro Vegetationsperiode. Die Wassernutzung von Hanfpflanzen im Wachstumsverlauf ist bisher wenig erforscht. In einem Feldversuch wurde daher nun die Wasserproduktivität zweier Hanfsorten, "Santhica 27" und "Ivory", analysiert. Die Untersuchungen erfolgten im Nordwesten Potsdams, mit einem mittleren Jahresniederschlag von 579 Millimeter eines der trockensten Anbaugebiete in Deutschland.

In die Berechnung der Wasserproduktivität – also der Beziehung zwischen dem Wasserbedarf und dem Aufbau sogenannter Trockenmasse – flossen alle Komponenten des Wasserzuflusses über Luft und Boden ein, die für das Pflanzenwachstum genutzt werden. Der gesamte Biomasseertrag sowie der faserenthaltende Bastanteil wurden unmittelbar nach der Ernte im September ermittelt. Die Ergebnisse zeigten, dass die durchschnittliche Wasserproduktivität von Industriehanf bei 2,4 Kilogramm Trockenmasse pro Kubikmeter genutztem Wasser liegt. Das ist sechsmal höher als die von Baumwolle, welche es nur auf 0,4 Kilogramm bringt.

"Wir sehen, dass Hanf großes Potenzial für den Anbau an relativ trockenen Standorten bietet. Das macht Faserhanf interessant als umweltfreundliche Alternative zur Baumwolle, auch dank der geringeren Ansprüche an den Pflanzenschutz", sagt ATB-Forscher Hans-Jörg Gusovius. "Auch die hier verwendeten THC-freien und speziell für Wachstumsbedingungen in Europa gezüchteten Cannabis-Sorten sind für den Anbau auf eher trockenen Standorten geeignet." (red, 4.11.2020)