Die Frage, wie mit dem Namen eines Attentäters umzugehen ist, beschäftigt derzeit viele Medien. Warnen doch Experten, dass die öffentliche Inszenierung einen wichtigen Teil zur Mystifizierung der Täter beiträgt – und damit erst recht wieder Nachahmer motiviert. Aus genau diesen Überlegungen hat sich auch der STANDARD dazu entschlossen, den Namen jener Person, die am Montagabend einen tödlichen Terroranschlag in der Wiener Innenstadt verübt hat, nicht zu nennen.

Eine echte Alternative

In den sozialen Medien gab es aber noch einen anderen Vorschlag, wie mit der Situation verfahren werden könnte. Statt den eigentlichen Namen zu verwenden, könnte man ihn doch einfach konsequent mit einer alternativen Beschreibung versehen, und zwar: "Oaschloch". Inspiration für diese Idee lieferte ein Video von der Tat, in dem gut zu hören ist, wie ein unbekannter Wiener dem Attentäter diese herzhafte Beschreibung zuteilwerden lässt.

Während eine breite Umsetzung dieses Plans auf medialer Ebene noch auf sich warten lässt, können die Nutzer diese Änderung nun zumindest für sich selbst vornehmen. Eine neue Browsererweiterung für Chrome sorgt dafür, dass der Name des Attentäters auf sämtlichen Webseiten durch die urwienerische Beschimpfung ersetzt wird. So schreibt dann plötzlich der Schweizer "Blick" von "Oaschloch (20) versuchte nach Syrien zu reisen", während die deutsche "Welt" berichtet: "Oaschloch hat die österreichische Justiz getäuscht".

Installation

Verantwortlich für diese Erweiterung zeichnet der Twitter-User onatcer, der auch eine Anleitung zur Installation liefert. Derzeit muss nämlich das Skript noch manuell über die Tapermonkey-Erweiterung eingerichtet werden. Grund dafür ist, dass die Chrome-Erweiterung noch nicht von Google freigegeben wurde.

Oaschloch sorgt für Furore – auch international

Bereits am Dienstag war der Begriff "Oaschloch" in verschiedenen Schreibweisen immer wieder in den Trending-Charts von Twitter gelandet. Der Grund dafür ist simpel: Für viele trifft dieser verärgerte Zuruf eine sehr wienerische Art, mit solch einer Situation umzugehen. Das sieht übrigens auch die deutsche "Taz" so und hat die Phrase "Schleich di, du Oaschloch" gar auf ihre Titelseite gepackt.

Dass diese Phrase in der Form eigentlich gar nicht gefallen ist – auf dem betreffenden Video ist nur ein "Oaschloch", gefolgt von einem etwas internationaleren "Motherfucker" zu hören –, ist dabei nur Nebensache. Immerhin geht es im Endeffekt darum, den Geist der Reaktion zu fassen, mit der sich offenbar viele identifizieren können. Manche User äußern in den sozialen Medien gar die Hoffnung, dass der Terroranschlag mit dieser Phrase verbunden bleibt – immerhin sei dies für Wien irgendwie passender als Hashtags wie #prayforlondon oder #jesuisparis, die bei früheren Angriffen in anderen Städten zum Einsatz kamen. (apo, 4.11.2020)