Foto: AFP/ GIUSEPPE CACACE

Pro
von Muzayen Al-Youssef

Bevor man überhaupt eine Meinung fällen kann, sollte einmal klargestellt werden: Meistens gibt’s eh keine Wahl. Die meisten Handyhersteller verzichten auf eine Kopfhörerbuchse. Wer also nicht zum pessimistischen Dauernörgler verkommen will, muss sich mit dem trendigen Elektroschnickschnack zufriedengeben.

Gründe, das gut zu finden, gibt es ja. Als notorische Chaotin habe ich es einst binnen weniger Wochen nach dem Kauf verabsäumt, meine kabeligen Kopfhörer ordnungsgemäß in einer sicheren Tasche zu verstauen.

Stattdessen landeten sie irgendwo in der Hose oder im Rucksack, wo sie so in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass das Kabel spätestens nach einem Jahr den Geist aufgab. Der Geldbörse tat das schnell einmal weh.

Mit Bluetooth-Kopfhörern ist das Problem aus der Welt, denn wer sie nicht im Etui auflädt, hat auch keinen Ton. Fazit: Jetzt muss ich sie nur mehr alle zwei bis drei Jahre ersetzen, weil dann der Akku nicht mehr zu gebrauchen ist. Toll, oder?

Kontra
von Stefan Weiss

Beim ersten mir untergekommenen Foto des neuesten kabellosen Wurms der bekannten Apfelfirma dachte ich zunächst an einen Internetscherz. Haha lustig, sieht aus wie ein Spermium oder wie ein missglückter Ohrenschmuck für Weihnachten.

Als hoffnungslos altmodischer Europäer schien mir dieses unförmige Trum schon rein optisch in etwa so sinnvoll zu sein wie ein entzündeter Blinddarm. Und tatsächlich blieb man in Good Old Europe noch länger vor der kabellosen Seuche verschont.

Alles änderte sich für mich bei einer New-York-Reise vor zwei Jahren: Kaum zu glauben, aber im Big Apple hatte jeder, wirklich jeder, diese weißen Stängel im Ohr – und das Schlimmste: Sie sahen damit auch noch gut aus. Kein Wunder, dass Europa letztlich doch dran glauben musste.

Für mich kommen kabellose Kopfhörer aber vor allem aus praktischen Gründen nicht infrage. Ich würde sie andauernd verlieren. Da bleibe ich doch lieber bei meinen alten. Wo sind die eigentlich schon wieder? (RONDO, 21.1.2021)