Vor zwei Jahren verdiente Rainer Seele noch knapp 4,5 Millionen Euro, im Vorjahr erweiterte sich allerdings sein Aufgabenbereich.

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Wien – Österreichs Topmanager haben 2019 trotz höherer Gewinne der im Leitindex ATX notierten Unternehmen nicht mehr ganz so gut verdient wie im Jahr davor: Die durchschnittlichen Direktvergütungen der ATX-Vorstandschefs gingen von 2,17 Millionen auf knapp über zwei Millionen Euro zurück. Das hat der europäische Unternehmensberater HKP berechnet, der alljährlich ein Vergütungsranking erstellt. Spitzenverdiener war auch 2019 OMV-Chef Rainer Seele mit einem Jahressalär von 6,085 Millionen Euro.

2018 hatte der OMV-Chef noch 4,47 Millionen Euro kassiert – allerdings kümmerte er sich seit Mitte 2019 nach dem Rückzug von Vorstand Manfred Leitner auch um den Bereich Downstream Marketing & Trading, was extra honoriert wurde.

Gagenkaiser

Insgesamt verdienen sieben Manager mehr als der Durchschnitt der ATX-Vorstandschefs. Die Spannweite der Direktvergütungen der ganzjährig amtierenden Vorstandsvorsitzenden im ATX lag im Vorjahr zwischen 560.000 und 6,085 Millionen Euro.

Wenig Transparenz

In den Rückgang der CEO-Gagen trotz gestiegener Gewinne der Unternehmen dürfe man nicht zu viel hineininterpretieren, sagte HKP-Partner Michael Kramarsch, "aber Aufsichtsräte sind einfach vorsichtiger geworden, und das auch zu Recht, weil jede ihrer Entscheidungen in Sachen Vergütung den Weg ins Licht der Transparenz findet".

Schon seit Jahren kritisiert HKP die geringe Transparenz bei den individuellen Vergütungsausweisen der Unternehmen. "Eine der großen Transparenzlücken ist ja, dass man aus den österreichischen Vergütungsberichten noch nicht einmal herauslesen kann, was in der variablen Vergütung auf Jahresergebnisse orientiert und was langfristig orientiert ist." Diese Unterscheidung sei nur bei acht der 19 untersuchten Vorstandsvorsitzenden möglich.

Nun seien aber tiefgreifende Veränderungen in der Art der Veröffentlichung und eine höhere Transparenz zu erwarten, sagte Kramarsch.

Gesetzesänderung

Infolge der 2. Europäischen Aktionärsrechterichtlinie aus dem Jahr 2017 ist am 10. Juni 2019 das Aktienrechts-Änderungsgesetz (AktRÄG 2019) in Kraft getreten. Seit Jänner 2020 liegt auch der Österreichische Corporate-Governance-Kodex (ÖCGK) in überarbeiteter Form vor. "In diesem Jahr mussten sich die österreichischen Unternehmen erstmalig mit einer Hauptversammlungsabstimmung zum Thema Vorstandsvergütungssystem herumschlagen", so Kramarsch. "Ab dem nächsten Jahr wird jährlich über den Vergütungsbericht abgestimmt."

"Österreich war in Westeuropa das letzte Land, wo es eine sogenannte Say-on-pay-Abstimmung noch nicht gab, und insofern muss es sich da erst einruckeln." Rechtlich sei zwar nur eine einfache Mehrheit notwendig, "aber die Investoren und Stimmrechtsberater verlangen im Prinzip 75, 80 Prozent Zustimmung". Von Unternehmen, die diesen Grad an Zustimmung nicht erreichen, werde eine Überarbeitung ihrer Vergütungssysteme erwartet.

Mehr als 99 Prozent Zustimmung

Etliche Unternehmen – Post, Uniqa, Verbund, RBI, Telekom, AT&S, OMV – kamen bei der Say-on-pay-Abstimmung auf mehr als 99 Prozent Zustimmung. Einige – etwa Wienerberger, Schoeller-Bleckmann, Do & Co oder Andritz – erreichten weniger als 75 Prozent. Weil es für Unternehmen mit starken Kernaktionären leichter sei, in der Hauptversammlung auf eine hohe Zustimmung zu kommen, würden die Investoren besonders auf die Zustimmung der freien Aktionäre (ohne Anker-Aktionäre) achten. "Da wird das eine oder andere österreichische Unternehmen noch sein blaues Wunder erleben, weil man sich eben nicht blind auf die Zustimmungsergebnisse beim Vergütungssystem verlassen kann." (APA, 4.11.2020)