Der Historiker Rudolf Leo in "Baustelle Erinnerung – Swietelsky und die 'Straße der SS'".

Foto: ORF

Wie man mit der eigenen Vergangenheit umgeht, sagt viel über den Charakter aus. Im Positiven wie im Negativen. Die österreichische Baufirma Swietelsky hat erst nach einer ORF-Recherche des Magazins Eco damit angefangen, sich mit der Firmenpolitik zwischen 1936 und 1945 auseinanderzusetzen.

Der Film zeigt, dass das Bauunternehmen, das von Hellmuth Swietelsky 1936 gegründet wurde, in den Folgejahren massiv von der NS-Sympathie des Gründers profitierte. Wer die Nationalsozialisten auf ihrem Weg an die Macht unterstützte, bekam später bevorzugt Aufträge. So eben auch die Firma Swietelsky.

Des Weiteren zeigt die rund 30 Minuten lange Dokumentation, wie die Firma mit den jüdischen Zwangsarbeitern umgegangen ist, die unter anderem dazu gezwungen waren, an der Durchgangsstraße IV, auch Straße der SS genannt, zu arbeiten. Sie sollte von Berlin durch die besetzten Gebiete der Sowjetunion bis in den Kaukasus führen.

Die Zwangsarbeiter wurden nicht bezahlt, sie wurden geprügelt, sie wurden von Lagerleitern zur Belustigung erhängt. Das alles ist mit historischen Dokumenten und Foto- und Filmaufnahmen belegt, die nichts für schwache Nerven sind.

Erst angestoßen durch die Recherchen begann die Firma Swietelsky mit der Aufarbeitung dieser Vergangenheit, nun mit einer unabhängigen Historikerkommission. Swietelsky ist dabei kein Einzelfall. Sowohl die Firmen Porr als auch Strabag profitierten von Zwangsarbeitern während der Nazizeit. Jede von ihnen geht unterschiedlich mit dieser Zeit um. Die Verantwortung bleibt. (Thorben Pollerhof, 5.11.2020)