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Der Digitalwerbeverband iab und der Online-Vermarkterkreis mahnen nach dem Terroranschlag in Wien in einer Aussendung "zur Besinnung auf journalistische und ethische Werte in der Berichterstattung über Großereignisse": Medien müssten "präzise journalistische und ethische Standards einhalten".

"Behinderung der polizeilichen Ermittlungsarbeit liegt ebenso unter dem Niveau vertrauenswürdiger Medien wie die Verletzung der Menschenwürde durch die Veröffentlichung von Opferbildern oder die Verbreitung unbestätigter Mutmaßungen", heißt es in der Aussendung.

"Skrupelloser Katastrophenjournalismus"

"Einige Fragen wird der österreichische Presserat als zuständige Instanz zu klären haben. Der Online-Vermarkterkreis und das iab austria appellieren mit Nachdruck an alle Digitalmedien, ihre Verantwortung ernst zu nehmen. Rücksichtlose ethische Vergehen und skrupelloser Katastrophenjournalismus sind nicht nur menschlich, sondern auch wirtschaftlich zutiefst zu verurteilen. Sie schaden der ganzen Branche, die seit Jahren darum kämpft, sich durch Qualität, seriösen Journalismus und Anstand von den US-Digitalgiganten abzuheben. Das iab austria und der Online-Vermarkterkreis mahnen Digitalmedien zu seriösem und respektvollem Journalismus, der das richtige Umfeld für effektive Digitalwerbung ist", betonen iab-austria-Präsident Markus Plank (Adverserve) und Eugen Schmidt (AboutMedia), Leiter des Online-Vermarkterkreises, in der Aussendung gemeinsam: "Verstöße gegen Grundwerte des Journalismus sind ein Anschlag auf alle Digitalmedien."

Fast alle österreichischen Publisher-Portale seien sich ihrer hohen Verantwortung in der Berichterstattung rund um den Terroranschlag auf Wien bewusst und hätten sich für betroffene und besorgte Menschen in der Nacht und den Tagen danach eine wichtige und verlässliche Informationsquelle erwiesen, erklären die Branchenvertreter. Einige hätten "sogar freiwillig auf die Ausspielung von Werbung in der aktuellen Berichterstattung verzichtet, um sowohl der Sensibilität der Thematik Respekt zu zollen als auch Kunden vor der Präsenz im Umfeld des fürchterlichen Terrorakts zu schützen".

Umfeldqualität und Brand Safety zählten zu den wichtigsten Argumenten der heimischen publizistischen Portale im Kampf um Werbegelder, schreiben iab austria und Online-Vermarkterkreis. Sie "pochen auf Einhaltung der journalistischen Ethik, um diesen wichtigen Unterschied zu wahren".

iab austria überlegt "Standards für Berichterstattung"

Der Online-Vermarkterkreis und das iab austria diskutieren einen eigenen Kodex, der für Mitglieder verpflichtend sein soll. Im Sinne der "Brand Safety", also eines sicheren Umfelds für Marken, wäre es sinnvoll, "zusätzliche Standards für die Berichterstattung und den Umgang mit Werbung in Katastrophenfällen zu definieren, um dem Markt zu beweisen, dass sich einzelne österreichische Publisher nicht auf das Niveau der US-Plattformen begeben und ihren Kunden Sicherheit bieten". (red, 4.11.2020)