Wann kommt die wirtschaftliche Erholung? Die Prognosen haben sich eingetrübt.

Foto: APA

Wien – Noch Anfang Oktober klangen die Ökonomen des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo verhalten optimistisch. Nach dem dramatischen Einbruch der Konjunktur im Frühjahr 2020 und dem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit habe eine deutliche Erholung eingesetzt, die sich fortsetzten sollte.

So wurde für das kommende Jahr ein Anstieg der Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent prognostiziert, die Arbeitslosigkeit sollte weiter zurückgehen. Schon in dieser Einschätzung wurde aber gewarnt, dass ein weiterer Lockdown und eine Zuspitzung der Corona-Krise diese Erwartungen über den Haufen werden könnten. Nun ist genau das eingetreten.

Das Wifo hat den Parlamentsabgeordneten am Donnerstag eine neue Prognose geschickt, die den aktuellen Lockdown in Österreich berücksichtigt. Kurzversion der zentralen Ergebnisse: Der wirtschaftliche Einbruch heuer wird tiefer sein als angenommen, und die Erholung wird deutlich schwächer sein als erwartet.

Konkret: War das Wifo zuletzt noch davon ausgegangen, dass die Wirtschaftsleistung 2020 um 6,8 Prozent sinken wird im Vergleich zum Vorjahr, sind es jetzt 7,7 Prozent, die erwartet werden. Statt eines Wachstums um über vier Prozent, sagt das Wifo jetzt nur noch ein Plus von 2,8 Prozent voraus für das kommende Jahr.

Dabei unterstellt das Wifo, dass der aktuelle Lockdown bis Mitte Dezember verlängert wird und dass es dann nach und nach gelockert wird, aber nur Schritt-für-Schritt. Eine weitere, gewagte Annahme: Dass es 2021 zu keinem weiteren starken Anstieg des Infektionsgeschehens kommt. Sollte das so sein, wird es auch zu einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit kommen.

Das Risikoszenario

Damit nicht genug. Die Wifo-Ökonomen haben in einem zweiten Szenario auch versucht abzuschätzen, wie sich die Wirtschaftslage entwickelt, wenn Österreich den aktuellen Lockdown noch verschärfen muss, also ähnlich wie im März, neben der Freizeitindustrie auch den Handel sperren müsste. In diesem "Risikoszenario" würde die Wirtschaftsleistung heuer sogar um 9,3 Prozent einbrechen und im kommenden Jahr so gut wie gar nicht steigen.

Statt eines Rückgangs der Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr würde diese auch weiter steigen. (Gerald John, András Szigetvari, 5.11.2020)