Die Verwendung von Microsoft Office bei Behörden und öffentlichen Institutionen wird allgemein immer mehr infrage gestellt.

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In einem aktuellen Positionspapier beschweren sich deutsche Informatiklehrer über die mögliche Umstellung auf Microsoft 365 an Schulen in Baden-Württemberg. Das hat, wie "Heise" berichtet, das Kultusministerium des südwestdeutschen Bundeslands geplant. Aus Sicht der Lehrer sei es wichtig, dass die Infrastruktur weiter auf Open-Source-Lösungen setzt – denn mit Plattformen wie Moodle setze man auf offene Standards und Interoperabilität. Das würde mit Microsofts Cloudangebot verloren gehen.

Microsoft 365 sei ein Rückschritt in allen Bereichen: im Datenschutz, der Demokratieerziehung im digitalen Bereich, der digitalen Souveränität, der Methodik und Didaktik sowie der Einheitlichkeit, Offenheit und Kollaboration, finden die Lehrer. Es könne "der nächste Imageschaden für unser Technologieland werden", auf eine kommerzielle Lösung umzusteigen.

"Große Verantwortung"

"Wir tragen als Lehrende eine große Verantwortung, weil unsere Entscheidungen von heute sich für Jahrzehnte und auf eine ganze Generation auswirken", schreiben die Lehrer. Deswegen rufe man zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Schullandschaft in Baden-Württemberg auf.

Die Verwendung von Microsoft Office bei Behörden und öffentlichen Institutionen wird allgemein immer mehr infrage gestellt. Ein zentraler Teil der Kritik ist Microsofts Umgang mit dem Datenschutz, Stichwort Telemetrie: Dabei handelt es sich um Daten und Informationen, die Microsoft bei der Nutzung seiner Software sammelt. Der 2018 erlassene Cloud Act verpflichtet US-Unternehmen dazu, Nutzerdaten auf Antrag von Gerichten freizugeben.

Privacy Shield gekippt

Hinzu kommt das Privacy-Shield-Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Juli, mit dem der Datenschützer Max Schrems das Übereinkommen zwischen der EU und den USA zur Übertragung von Nutzerdaten gemeinsam mit seiner NGO Noyb kippte. Seitdem werden SCC als Alternative genutzt. Europäische Datenschutzgesetze stehen im Konflikt mit der US-Judikatur – Erstere schreiben einen sensiblen Umgang mit Daten vor, die Weitergabe an einen Drittstaat ist nur gestattet, wenn auch dort ein bestimmtes Schutzniveau erreicht wird.

EDSB warnte EU-Institutionen vor Microsoft

Der Europäische Datenschutzbeauftragte (EDSB) warnte aus diesem Grund bereits im Sommer vor der Verwendung von Microsoft-Produkten durch EU-Institutionen. Überhaupt riet er, die Verträge umzuwerfen und komplett neu zu verhandeln, da Microsoft ein "intransparenter Controller" sei, der die Kontrolle über die Art der Verarbeitung von Daten an sich gerissen habe. (muz, 5.11.2020)