Giona A. Nazzaro bei seiner Präsentation als neuer Leiter des Locarno Filmfestivals.

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Locarno – Der Italiener Giona A. Nazzaro (55) wird neuer künstlerischer Leiter des Filmfestivals in Locarno. Der Filmkurator und Journalist soll die Position offiziell zum Jahreswechsel übernehmen, wie die Festivalleitung am Donnerstag bekannt gab. Die nächste Ausgabe ist für August 2021 geplant. Nazzaro leitete zuletzt die Kritikerwoche bei den Filmfestspielen in Venedig. Er arbeitete unter anderem für Festivals in Nyon, Rotterdam und Rom. Auch in Locarno war er bereits tätig.

Nazzaro wurde in Zürich geboren und studierte später deutsche und englische Literatur. Er übernehme die Aufgabe mit "großer Freude", wisse aber auch, dass es eine große Herausforderung sei, sagte Nazzaro. Die Filmbranche sieht er angesichts der Coronapandemie in einer Krise. "Wir müssen zusammenhalten. Der Film muss zusammenhalten"

Locarno gehört – neben den großen Festspielen in Cannes, Venedig und Berlin – zu den bekannten Festivals in Europa. Das Festival in der Schweiz ist legendär wegen seines Open-Air-Kinos auf der Piazza Grande. Als höchste Auszeichnung wird der Goldene Leopard verliehen.

Publikationen zu Van Sant, Lee und Ferrara

Nazzaro folgt auf die Französin Lili Hinstin, die den Posten nach zwei Jahren wieder verlässt. Begründet wurde die Trennung mit "unterschiedlichen Auffassungen über die Zukunftsstrategie". Sie hätten "in gegenseitigem Einverständnis entschieden, getrennte Wege zu gehen", hatte die Festivalleitung im September erklärt.

Dass das Festival auch als Sprungbrett dienen kann, zeigte zuletzt der Italiener Carlo Chatrian. Auch er war künstlerischer Leiter in Locarno, bevor er zur Berlinale nach Deutschland wechselte.

Nazzaro habe sich in mehreren Publikationen mit Regisseuren wie Gus Van Sant, Spike Lee und Abel Ferrara beschäftigt. Außerdem habe er sich mit dem Kino aus Hongkong auseinandergesetzt, teilte die Festivalführung mit. Wie sein erstes Festival genau aussehen wird, ist auch angesichts der Pandemie noch unklar. (APA, 5.11.2020)